D 2017, 110 min
FSK 6
Verleih: Wild Bunch

Genre: Erwachsenwerden, Kinderfilm, Abenteuer

Darsteller: Lena Klenke, Dieter Hallervorden, Emilio Sakraya, Milan Peschel

Regie: Hanno Olderdissen

Kinostart: 28.09.17

Noch keine Bewertung

Rock My Heart

Ein Pferdefilm – mal ganz lebensecht

Pferde und Kinder – vorzugsweise Mädchen – sind im vergleichsweise raren Kinokinderfilm zuhauf anzutreffen. Selten sieht man sie jedoch wie hier – eben gar nicht überromantisch inszeniert oder in Quietschbunt, die mitreißende Geschichte von der 17jährigen Jana und Rock, dem Vollbluthengst. 

Regisseur Hanno Olderdissens persönliche Erfahrungen mit Rennställen und dem damit verbundenen Sport merkt man seiner Erzählweise an. Ihm geht es nicht um möglichst viele traumhafte Posterszenen auf Pferderücken, sondern er gibt Einblicke in eine gänzlich unglamouröse, ziemlich harte Welt und setzt dramaturgisch auf die Entwicklung seiner menschlichen Charaktere. 

Jana muß mit einem angeborenen Herzfehler leben und hat es satt, ständig vorsichtig zu sein und sich schonen zu müssen. Auch die lebensrettende Operation schlägt sie zum Entsetzen ihrer Mutter aus. Zu viel Zeit hat sie in ihrem jungen Leben in Krankenhäusern verbracht. Als Rock, das wilde Pferd, ihren Weg kreuzt, ist für sie die Chance gekommen, endlich mal ein normales Mädchen zu sein. Denn der knurrige Pferdetrainer Paul ist viel zu sehr mit der drohenden Pleite seines Hofes beschäftigt, als daß er Janas Erschöpfungsanfälle beim Training ernst nehmen würde.

Der Handlungsfaden folgt also der klassischen Pferdemädchengeschichte: Jana ist die Einzige, die den schwierigen Hengst bändigen kann, der alte Paul Brenner beginnt, sie als Jockey auszubilden, denn ein gewonnenes Rennen kann den Hof vor der Pleite bewahren. 

Trotz dieser wenig überraschenden Eckpfeiler bricht Olderdissen an entscheidenden Wendungen mit Vorhersehbarkeiten. So hat die zarte Liebesgeschichte zwischen Jana und ihrem langjährigen Leidensgenossen Sami kein Happy End. Und Janas krankes Herz spielt irgendwann auch nicht mehr mit. Der kauzige Brenner, den Dieter Hallervorden sehr glaubhaft gibt, bekommt so die Gelegenheit, den größten Fehler seines Lebens nicht ein zweites Mal zu begehen, und heilt alte Familienwunden.

Durch Lena Klenkes angenehm natürliches Spiel und die gut geschriebenen Dialoge wirkt Olderdissens Inszenierung auch nicht schablonenhaft. Einzig die Filmmusik nervt. Dabei braucht das größte Rennen in Janas Leben keine emotionale Tonvorlage. Jedes Kind würde auch so begreifen, was für sie auf dem Spiel steht.

[ Susanne Kim ] Susanne mag Filme, in denen nicht viel passiert, man aber trotzdem durch Beobachten alles erfahren kann. Zum Beispiel GREY GARDENS von den Maysles-Brüdern: Mutter Edith und Tochter Edie leben in einem zugewucherten Haus auf Long Island, dazu unzählige Katzen und ein jugendlicher Hausfreund. Edies exzentrische Performances werden Susanne als Bild immer im Kopf bleiben ...