D 2009, 94 min
FSK 12
Verleih: Kinowelt

Genre: Liebe, Komödie, Drama

Darsteller: Devid Striesow, Nadja Uhl, Jörg Schüttauf

Regie: Alexander Adolph

Kinostart: 09.04.09

21 Bewertungen

So glücklich war ich noch nie

Vom Abenteuer eines Hochstaplers

Frank ist ein gewitzter Trickbetrüger. Auch sein Auftritt als betuchter Geschäftsmann in einer Nobelboutique wäre glatt gegangen, hätte er sich nicht zu lang mit einer attraktiven Kundin aufgehalten. So aber wird er erwischt und muß ins Gefängnis. Nach der Entlassung schlüpft er bei seinem Bruder unter und versucht, es diesem in Rechtschaffenheit nachzutun. Aber wie erfüllt kann das Leben in einer Putzkolonne schon sein? Noch einmal kreuzt die verhängnisvolle junge Dame aus der Boutique Franks Weg, und dieses Mal verliebt er sich. Daß Nadja in einem Bordell arbeitet, stört ihn nicht, dennoch will er sie aus dem Milieu befreien. Um das nötige Geld zu beschaffen, macht er das, was er am besten kann: Er wechselt die Identität.

Alexander Adolph hat hier das Thema seines Dokumentarfilms noch einmal aufgegriffen: DIE HOCHSTAPLER (2006), ein souveränes Regiedebüt, kommen nun in einer Spielfilmfassung noch einmal zu Wort. Geschichte und Figuren sind fiktiv, aber die authentischen Berichte der vormaligen Protagonisten fließen hier in den Plot ein. Erneut erweist sich die strikte Grenzziehung zwischen Opfer und Täter als fragwürdig, geht es um die menschliche Seite des Betrügens, und in welcher Form es uns begegnet. Frank Knöpfel, der tragikomische Held, hat das Spiel mit den Rollen längst verinnerlicht. Ob Manager einer Osloer Plattenfirma, smarter Immobilenmakler oder Financier auf dem Sprung nach Kapstadt, Knöpfel wechselt Namen und Identitäten, und der Betrug funktioniert, weil er die Wünsche seines Gegenübers erspürt und deren Erfüllung in Aussicht stellt. Das verbindet ihn auf eine Weise mit Nadja, die ihren Freiern Liebe vorgaukelt, mit seinem Bruder, der mit antrainiertem Business-Vokabular zum Erfolg will, sowie mit unzähligen anderen Zeitgenossen. Der Unterschied aber erweist sich als eklatant: Der Verlust jeglichen Realitätssinns wird für Frank schließlich zur Falle.

Adolph inszeniert diese sympathische Gaunergeschichte wohltuend geradlinig und mit viel Gespür für seine Figuren, die von so erfahrenen Darstellern wie Nadja Uhl und Jörg Schüttauf verkörpert werden. Daß die Balance des Films zwischen Komödie und Tragödie gelingen konnte, ist aber vor allem Devid Striesow zu danken, der einmal mehr sein großes Talent entfaltet. Jutta Pohlmanns Kamera findet zudem adäquate Bilder für die Einsamkeit des von ihm dargestellten Frank, eines Mannes, der ständig jemand anderes und dabei sich selbst entfremdet ist.

[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.