D/CH 2001, 90 min
Verleih: Kinowelt

Genre: Drama, Liebe

Darsteller: Emmanuelle Laborit, Lars Otterstedt, Renate Becker

Regie: Christoph Schaub

Kinostart: 25.09.03

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Stille Liebe

Augen zum Hören, Hände zum Reden

Antonias Welt ist vielleicht etwas still, doch keinesfalls stumm. Die junge Nonne läßt ihre Hände sprechen. Jeden Tag fährt sie in die Stadt, um wohltätige Arbeit in der Küche eines Zürcher Obdachlosenheimes zu leisten. Sie würde auch gern einmal kochen, ihr Chef Fritz traut ihr die Arbeit nicht wirklich zu. Tag für Tag begegnet sie hektischem Leben, beobachtet die Menschen um sich, und eines Tages entdeckt sie in der Menge Mikas. Er ist wie sie gehörlos und gibt sich als tingelnder Artist aus. Antonia ist fasziniert, skeptisch. Oberin Verena, ihre mütterliche Mentorin, bemerkt die Veränderung und kann Antonia doch nicht vor der Verführung bewahren, denn diese hat sich in Mikas verliebt. Doch er ist nicht ehrlich. Gemeinsam mit seinem Bruder ist er als Diebesduo unterwegs, und Antonia muß sich zwischen der spirituellen Welt und der Liebe zu einem Gauner entscheiden.

Mit Ruhe und intensivem Blick nähert sich Christoph Schaub einem Leben in abgeschiedener Stille. Antonias Entscheidung, ins Kloster zu gehen, zeigt er gleichzeitig als Chance und Isolation. Hier ist sie ebenbürtiges Mitglied einer innigen Gemeinschaft, arbeitsam, uniformiert, von einem Gelübde gebunden. Doch ist hier auch das reale Leben so fern, jener Alltag, den sie mit dem Zug erreicht und nach einigen Stunden wieder verläßt. Antonia teilt sich über Gebärden und ihre Mimik mit, im Kloster eine funktionelle Kommunikation. Doch Mikas eröffnet ihr eine neue Welt, lädt sie ins Gebärdentheater ein, sie beginnt ihre Sprache zu lieben.

Als zerbrechlich-starke Frau ist Emmanuelle Laborit der wunderbare Mittelpunkt des berührenden Films über eine Liebe, die alles will und so wenig Zeit hat. Wenn Mikas und Antonia gemeinsam nach Luzern türmen, ins Theater gehen, sich die Nacht um die Ohren schlagen, dann sind sie beide frei, für einen Augenblick. Doch Antonia ist dies nicht genug. Sie hat gesehen, was das Leben für sie bereit hat und muß nun einen entscheidenden Schritt gehen, Abschied nehmen und neu beginnen.

Diese Emanzipation muß einfach zu Herzen gehen, ein stilles und ermutigendes Stück Kino mit einer unvergeßlichen Hauptdarstellerin.

[ Roman Klink ]