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Sunshine Barry und die Discowürmer

Humor aus der TV-Kompostierung

Barry will mehr. Will mehr sein, als der Deklassierte ohne Arme, ohne Rückgrat, ohne Hirn. Will mehr werden, als der unauffällige Angestellte im mittleren Management der Kom­postierungsindustrie. Barry will mehr, als einem Regenwurm, der Barry nun einmal ist, von biologischen und gesellschaftlichen Reglements nun einmal zugestanden wird.

Funktioniert das: lustige Geschichten aus den unterirdischen Gefilden der Gartenparzelle? Regenwürmer als Sympathieträger? Zuckend in Star-Pose im Stroboskop-Licht? Kleine, häßliche, wirbellose Tierchen als sexy, funky Animals? Genau das nämlich will einem SUNSHINE BARRY UND DIE DISCOWÜRMER auftischen, wenn Titelheld Barry erst über eine Schallplatte mit Funk-Hits stolpert – also kriecht – und dann, infiziert vom großen schwarzen Groove, über sich selbst hinauswächst. Oder tanzt. Gegen die Widerstände seiner rückgratlosen, kriecherischen Umwelt. Zusammen mit ein paar Freunden und der Angebeteten Gloria gründet Barry also eine Band, um damit die Charts im Erdreich zu erobern. Erste Hürde dabei: der Musik-Contest beim großen Fernsehsender.

Dort nun, nämlich im TV privater Provenienz, lassen sich auch die inhaltlichen und formalen Wurzeln dieser animierten Lustigkeit verorten, die vor allem ein Problem hat: Sie will es vielen Recht machen, aber weiß nicht genau, wie. Dabei gibt es durchaus amüsante Ansätze, gar gelegentlichen Sprachwitz, bei all den Steilvorlagen, die das Wurmdasein dafür ebenso anbietet. Dennoch findet das Ganze keinen – Funk hin, Funk her – Rhythmus und kalauert sich zunehmend ohne rechten Elan durch die Handlung.

Für die jüngeren Kids ist das dabei ein zu müder Spaß mit all der zahm satirisch aufgepfropften Graue-Arbeitswelt-Thematik. Für Teenager ist das Filmchen einfach zu uncool, zu verkrampft in seinem Bemühen, ganz abgefahren rüberzukommen.

Und was den Funk angeht: Da werden selbstredend nur jene musikalischen Nummern geboten, die auch bei einschlägiger Privatfernsehödnis etwa unter dem Label „Die zehn besten Disco-Hits aller Zeiten“ dudeln. Was dann etwa „Saturday Night Fever“ und Village People’s „Y.M.C.A.“ meint. Klar, eine saftige George-Clinton-Nummer etwa ist da nicht zu erwarten. Zu schwarz für bleiche deutsche Würmer. Zu heiß für dieses lauwarme Gezappel. Kurz: zu funky für diesen unterirdischen Gartenparzellen-Funk.

Originaltitel: SUNSHINE BARRY AND THE DISCO-WORMS

D/DK 2009, 79 min
FSK 0
Verleih: Publicmotor

Genre: Computeranimation, Kinderfilm

Stab:
Regie: Thomas Borch Nielsen, Daniel Silwerfeldt, Tonni Zinck
Stimmen: Hella von Sinnen, Ben, Herbert Feuerstein, Roberto

Kinostart: 29.10.09

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.