Originaltitel: SUSPIRIA

I/USA 2018, 152 min
FSK 16
Verleih: Capelight

Genre: Horror, Drama

Darsteller: Dakota Johnson, Tilda Swinton, Chloë Grace Moretz, Mia Goth, Jessica Harper

Regie: Luca Guadagnino

Kinostart: 15.11.18

1 Bewertung

Suspiria

Horror, vom Anspruch getötet

Sakrileg! Shitstorm! Hölle! Egal, ist so: Dario Argentos SUSPIRIA kann man nur als unfreiwillige Komödie ertragen. Okay, toll sieht das Ding schon aus, jener (Primär-)Farbenbildersturm, Atmosphäre hat’s auch, aber was da für Krampf geredet und gemimt wird … Die lächerlich überzogenen und billigen Effekte, dieses Sirup-Blut … Das Goblin-Geschrammel, die langatmig gedehnte Nullhandlung … Zeit für eine Neuauflage unter Zepter von CALL ME BY YOUR NAME-Schöngeist Luca Guadagnino – eine gute Idee?

Na ja. Eigentlich reicht eine Wiederholung: Okay, toll sieht das Ding schon aus, Atmosphäre hat’s auch, aber … es hört verdammt gern der eigenen Rede zu. Wofür sagenhafte 152 Minuten Raum liefern, in denen aus furchtsam verzogenen Mündern Wortkonstrukte schallen à la: „Why Is Everyone So Ready To Think The Worst Is Over?!“ Genau, das Schlimmste steht ja immer erst noch aus, und wenn’s bloß die nächste halbe Stunde Schwafelei sein sollte.

Daß drumrum nicht eben Memorables passiert, verantwortet der grundsätzlich identische Plot; abermals erlebt Susie, Ballerina in spe, an einer Tanzschule grausame Sachen. Und tanzt zwischendrin. Und tanzt. Und will kaum aufhören. Was schnieke ausschaut, bemerkenswerte Choreographien offeriert, trotzdem hallo, geht’s hier nicht um krassen Grusel?! Tja, recht selten, vielmehr klöppelt Guadagnino einen den gewählten Anspruch total klasse findenden Arthouse-Heuler zusammen, welcher von RAF (wegen Verlegung der Geschichte ins Berlin der 70er) bis zu tragischer Liebe und Holocaust Tiefgang bieten mag, zudem offenbar der festen Überzeugung verfiel, daß Finsternis automatisch knisternde Spannung erzeugt. Leider irrgeglaubt.

Interessant allein das Aufkommen verschiedener Transformationen: Die unvergleichliche Tilda Swinton verkörpert in Doppelrolle Direktorin und alten Arzt, Dakota Johnson wird tatsächlich zur ganz passablen Schauspielerin, und die einzige horrible Szene zeigt das Wandeln einer Frau zum monströs verdrehten Menschenfleischklumpen. Das hätte nachdrücklich verstören können – doch sofort killt erneut erdrückende Bedeutsamkeit jedes Gefühl. Zumindest unterhält die unbedingt vorzuziehende Originalfassung durch teutonische Nebendarstellerinnen wie Angela Winkler, deren zupackendes Englisch (“Sis Is Miss Griffis!”) für Jobs bei der Deutschen Bahn qualifiziert, falls die Karriere nach SUSPIRIA endet.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...