• Meinungen

The First Slam Dunk

Style Over Substance

Der Duden schreibt zum Schuldbegriff „begangenes Unrecht, sittliches Versagen“ – eine kühl-nüchterne Analyse. Und daher unmöglich zutreffend auf emotionales Schwergewicht, das jemanden belastet, der sich im Zorn von einem Anverwandten trennt. Bevor dieser dann unerwartet stirbt.

So geschieht’s Ryota, welcher Bruder Sota nachruft, er möge nicht wiederkehren. Was eintrifft, als Sota tödlich verunglückt. Ein neuerlicher Schicksalsschlag für die bereits früh verwitwete Mutter und eben Ryota, dazu eine potentielle Figurenbasis, weitgehend ungenutzt allerdings. Denn Fans wissen: „Slam Dunk“, die legendäre, 31 Bände umfassende Sh?nen-Manga-Reihe, kreist hauptsächlich um Basketball; die Adaption tut’s gleichsam in epischer Breite. Verfolgt, wie Ryota, jetzt Oberschüler, mit seiner Mannschaft gegen das mächtige Team der Sannoh Kogyo High School antritt. Zwar auch Sota zu Ehren, doch das war’s direkt schon betreffs etwaiger Charakterisierung, Vorgestanztes à la „Problemkind“ oder „Du wirst nie an Deinen Bruder herankommen!“ mal unerwähnt gelassen, Schwierige-Kindheit-Schablonen genauso.

Wo’s kaum Hintergrundfleisch gibt, um die Interessenszähne drin zu versenken und dranzubleiben, muß es zwangsweise zur Außenfläche getragenes Sicht- und Hörbares richten, hier superbe Animation aus traditionellem 2D und modernem 3D-Cel-Shading plus eigenen Stil hinzufügende Schattierung, prickelnde Soundcocktails, Augen und Schweißtropfen in Nahaufnahmen, dynamische Dribblings, Slam Dunks, Höhenflüge, Tempowechsel, manchmal Split Screens. Bis zum Auf-die-12-Finale ein permanenter Rausch. Nur verfliegt er rückstandslos.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...