Originaltitel: THE LAST WITCH HUNTER

USA 2015, 107 min
FSK 12
Verleih: Concorde

Genre: Fantasy, Action

Darsteller: Vin Diesel, Elijah Wood, Michael Caine, Julie Engelbrecht

Regie: Breck Eisner

Kinostart: 22.10.15

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The Last Witch Hunter

In die Ödnis geredet

Mißgünstige Ex-Freundinnen, kreischige Nachbarinnen, mit dem Kinderwagen alles Leben um sie herum entschlossen niederwalzende Jungmütter im Fortpflanzungsstolzmodus: alles besser zu meidende Appendixe der an sich holden Weiblichkeit, aber keine Hexen im klassischen Sinn. Selbige indes leben – hätten Sie’s gedacht? – gleich nebenan, das Miteinander regelt ein Pakt, darin enthalten die Klausel, Zauberei nicht gegen Menschen einzusetzen. Läuft bei uns, nur die namentlich nicht näher konkretisierte Hexenkönigin findet das lahm und setzt immer mal wieder dazu an, inklusive Gefolgschaft die Erde zu unterjochen. Vor 800 Jahren ist es der Bruderschaft „Axt und Kreuz“ (ein echter Männerbund halt) unter schweren Verlusten schon mal gelungen, das Teufelsweib zu vernichten, damals verfluchte die garstige Dame allerdings Hexenjäger Kaulder, welcher fortan unsterblich ward, was ihm verwehrt, im Jenseits seine Familie wiederzutreffen.

Ein einladender Prolog, der aufzeigt, was aus dem Film hätte werden können: mittelalterliches Hack & Slay nämlich, sinnbefreit und in Sachen Gewalt immer auf FSK 12-Level zwar, doch schwer unterhaltsam. Düstere Atmosphäre, nette Effekte, eine hübsch häßlich geschminkte Königin, die sich mit Kerlen in Kettenhemden balgt – paßt! Aber ach, kurz darauf geht’s gen Neuzeit, und der Spaß tröpfelt aus. Was unter anderem daran liegt, daß Michael Caine zwar natürlich mimische Qualität und Würde auf die Leinwand projiziert, aber als Gehilfe des – siehe oben – unverändert quietschfidelen und auf Hexen schlecht zu sprechenden Kaulder nach ungefähr fünf Minuten ins Koma fällt. Dann liegt er da, der große Charakterdarsteller, und verflüchtigt hat sich das schauspielerische Talent, weil weder Elijah Wood (nun Caines Nachfolger) noch Vin „Kaulder“ Diesel in der ersten, zweiten oder dritten Reihe begnadeter Akteure stehen. Eine Schande, fürwahr, so behandelt man keine Kinolegenden!

Nun denn, zurück zum Film: Kaulder ist jetzt stinkig und macht sich auf, den Freund zu retten. Nebenher planen Anhänger der einst getöteten Hexenführerin, jene zu reanimieren, zwecks wiederholter Machtübernahme. Beide Handlungsstränge laufen parallel, Kaulder unterstützen zudem ein Priester (der bereits erwähnte Elijah Wood) und eine hinter der Theke aufgerissene Traumwandlerin. Könnte ja ganz interessant sein, würde sie nicht ad hoc starten, die Mega-Dialog-Offensive. Ja, korrekt gelesen: Plötzlich wird ohne Atempause geschwafelt, die Erläuterungen nehmen kein Ende. Was sollte man generell über Hexen wissen? Wie lebt es sich nach mehreren Jahrhunderten, gab’s Anpassungsprobleme? Welcher Shop in New York verkauft den besten Zauberkram? Derlei wichtige Themen verhandelt das Drehbuch in epischer Breite, dabei derart bar jeder Ironie, daß selbst ein eigentlich fünftklassiger Gag zur kurzzeitigen Erweckung des sanft wegduselnden Zuschauers führt: „What In The World Would You Be Afraid Of?" – "Public Speaking.“

So nimmt sich der per se entspannte Unfug mehrheitlich todernst, und zieht Vin Diesel eine Fleppe, als ginge es darum, die böse Königin durch finstere Blickgewalt zu killen. Apropos: Unsere letale Lady schaut zwar gegen Ende erneut auf einen Sprung vorbei, was rausreißen kann sie dennoch nicht. THE LAST WITCH HUNTER bleibt ein Mischmasch aus verschenkten Möglichkeiten sowie enttäuschten Erwartungen. Die Gründe sind fix umrissen: viel zu wenig Hexenwerk, Zeit für Michael Caine und Action versus ein Übermaß an Vin Diesel plus Palaver.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...