Originaltitel: EASTERN PROMISES

GB/Kanada/USA 2007, 100 min
Verleih: Tobis

Genre: Thriller, Gangster

Darsteller: Viggo Mortensen, Naomi Watts, Vincent Cassel, Armin Mueller-Stahl

Regie: David Cronenberg

Kinostart: 27.12.07

Noch keine Bewertung

Tödliche Versprechen

Stilistisch ausgefeilter Cronenberg-Thriller

Wer den kanadischen Regisseur Cronenberg kennt, wird nicht ohne eine Vorahnung ins Kino gehen und diese wird sich ohne großen Aufschub bestätigen. Die Ouvertüre in einem Barbiergeschäft - mit einer Szene wie sie typisch für den Mafiafilm steht - läßt keinen Zweifel am Genre, und klärt zugleich die Zielgruppe. Eine durchgeschnittene Kehle und Blut in Strömen schon zum Auftakt - Cronenbergs explizite Gewaltdarstellungen sind nicht leicht zu verkraften und wenigstens als diskutabel zu erachten. Anhängern seiner Filme aber wird der Kinobesuch zweifellos lohnend erscheinen, handelt es sich doch um einen atmosphärischen, stilistisch ausgefeilten Thriller.

Schauplatz der Geschichte ist London, und hier stirbt in den Armen der Hebamme Anna eine unbekannte junge Frau, fast noch ein Mädchen. Ihr Kind aber überlebt, und Anna setzt es sich in den Kopf, die zugehörige Familie ausfindig zu machen. Das Tagebuch der Toten, einziger Anhaltspunkt für ihre Identität, führt die zunächst Unwissende geradewegs in ein Stammhaus der Vory V Zakone, wo sich Patriarch Semyon mit seinem problematischen Sohn Kirill herumschlägt und - von Annas Recherchen wenig begeistert - alsbald hinter die Fassade des freundlichen älteren Herrn blicken läßt.

Mit der Drecksarbeit wird allerdings der Problembeseitiger der Familie beauftragt, Nikolai, ein kaltschnäuziger, undurchsichtiger Typ, der offiziell als Chauffeur fungiert. Die selbst russischstämmige Anna, ihre Mutter und Onkel Stepan, der das Tagebuch der Toten Stück für Stück übersetzt, sehen bald echten Schwierigkeiten entgegen, entdecken die Aufzeichnungen der Unbekannten doch nach und nach nicht nur abscheuliche Verbrechen, sondern auch die Identitäten der Täter.

Unkonventionell erzählend und mit unverhohlenem Interesse an den Charakteren, die im Milieu der Unterwelt agieren, hat Cronenberg die eine oder andere Wendung für seine Zuschauer parat. Mögen diese mal überraschend sein und mal weniger, sie beruhen auf der ausgefeilten Zeichnung der Figuren und darin liegt ohne Zweifel eine Kunstfertigkeit des Regisseurs - auch wenn man manchmal, gerade der Gewalt-Choreographie zum Trotz, nicht hinsehen mag.

[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.