Originaltitel: DRÖM VIDARE

S 2017, 90 min
FSK 12
Verleih: Eksystent

Genre: Drama

Darsteller: Evin Ahmad, Gizem Erdogan, Malin Persson, Degen Tesfai

Regie: Rojda Sekersöz

Kinostart: 07.03.19

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Träum weiter (2017)

… und nicht zu süß!

Schwedisches Coming-Of-Age-Kino trägt noch immer in dicken Lettern den Namen RAUS AUS ÅMÅL. Regisseur Lukas Moodysson hatte so etwas wie das Kernstück eines nordischen Teenagedramas geschaffen. Es – um im altgedienten Slang zu bleiben – haute einfach hin mit diesem Film. Das ist auch schon wieder 20 Jahre her.

Damals hießen die Mädchen Agnes und Elin, ihre Darstellerinnen schleppten keß und verliebt die ganze Handlung weg. In TRÄUM WEITER hat allein Mirja dieses Unterfangen zu stemmen, ihre famose Schauspielerin Evin Ahmad ringt schwer, muß am Ende aber dennoch scheitern. Weil sie allein gelassen wird mit einer dünnen, wenig originellen Geschichte.

Etwas älter ist sie als einst Agnes und Elin. Mirja war schon im richtigen Knast, vermutlich saß sie früher auch im Jugendstrafvollzug ein. Sie packt ihre Siebensachen, es fallen Schlösser in Tore, endlich wieder draußen! Treu wie Elwood Blues oder Benny und Kjeld ist es Ehrensache für die drei in Freiheit gebliebenen Multikulti-Freundinnen, Mirja in Empfang zu nehmen. Und mit ersten Plänen zu belasten, wonach es bald wieder viel zu klauen gäbe, unter anderem endlich das Geld, um der tristen schwedischen Hochhaussiedlung zu entkommen und in Montevideo anzulanden.

Grell wird gequiekt, auffällig sich gekleidet und geschminkt. Das Leben, das sich echt nennt, kann uns mal! Einzig Mirja kommt das Grübeln hoch. Vielleicht gibt es mehr als das? Sie will einen Job vom Amt und blitzt ab. Bleibt noch ein schneller Blick auf die Pinnwand mit der Offerte eines Hotels. Mirja rückt dort mit schwerem Geschütz an und überzeugt den Chef, es mit ihr zu versuchen. Zunächst geht es in die Küche, nach guter Führung in die Zimmer. Mirja freundet sich mit einer älteren Kollegin an, einen Arbeitsvertrag aber bekommt sie nicht. Das sollte man nicht tun mit einer jungen Frau, die Wut im Bauch hat. Das noch größere Problem aber ist Mirjas Kumpelinen-Trio, das so überhaupt nicht verstehen kann, weshalb sich eine aus der Clique an den regulären Alltag verschenkt.

Rojda Sekersöz’ Regiedebüt gerät mehr und mehr in offensichtliches Fahrwasser, ohne das Erforschen von Konturen zu wagen. Mirjas Mutter – krank, Mirjas Schwester – klein. Mirja selbst – ja, was eigentlich? „Wir müssen einen Traum finden, der näher an zu Hause ist“, heißt es irgendwann in TRÄUM WEITER. Über den hätte man gern etwas erfahren.

[ Andreas Körner ]