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Vampire Hunter D

Das Sterben ist ästhetisch bunt

Düstere Aussichten für Vampire: In ferner Zukunft stehen sie kurz vor der endgültigen Ausrottung. Die wenigen Überlebenden gehen dennoch unverzagt ihrer Profession nach, und so wird Charlotte, Tochter aus reichem Hause, vom Blutsauger Meier Link verschleppt. Der Entführten Vater setzt großzügig zehn Millionen Dollar Rettungsprämie aus – selten war eine Frau wertvoller.

Schnell lockt das stolze Sümmchen außer unerschrockenen Kopfgeldjägern ebenso D an, selbst zur Hälfte vampirischer Abstammung, darum ausgestoßen und ohne Erbarmen oder sonstige Emotionen. Was nun folgt, ist eine höllische Jagd. Im Ballett des Schreckens dreht sich neben Vampiren bald diverses anderes dämonisches Pack: Werwölfe, Zombies, Barbaren, Gestaltwandler. Doch Charlotte hat noch unvorhergesehene Überraschungen auf Lager. Zudem ist nicht Meier Link der eigentliche Feind; vielmehr agiert im Verborgenen eine uralte, dunkle Wesenheit, welche unerbittlich den tödlichsten aller Trümpfe spielt, nämlich ihr Wissen um die Macht der Illusion und schmerzlichen Vergangenheit ...

Visuell atemberaubend – allein die unglaublich detaillierte Architektur des Schlosses dürfte im Animationsolymp einen hoch verdienten Ehrenplatz erringen – entfaltet sich mit dem gotischen Palast, der viktorianisch angehauchten Charlotte sowie romantischen Einflüssen bis hin zu moderner Meuchelmaschinerie ein wilder Ritt stilistischer Grenzenlosigkeit. Auch akustisch senkt sich VAMPIRE HUNTER D wie ein schweres Tuch aus schwarzem Samt unheilschwanger auf den Zuschauer herab – mal klagen sakrale Chöre, wispern bedrohliche Stimmen, dann wieder lärmt der Soundtrack fast disharmonisch durch die Szenerie. Gnädige Fixpunkte wie beruhigend vertraute "Gut oder Böse"-Schemata sucht man vergebens, findet stattdessen psychisch zerfaserte Charaktere, den Antriebsmechanismen existentieller Motorik unterworfen: Liebe, Haß, Angst, Einsamkeit. Zeit zum Entspannen? Sorry, falscher Film.

Da wagen sogar Sonnenanbeter gern einen Abstecher in die Finsternis, denn dies ist nicht nur für Horrorheads und Kinder der Nacht wortwörtlich furchterregend gute Unterhaltung.

Originaltitel: VAMPIRE HUNTER D: BLOODLUST

J/USA 2000, 97 min
Verleih: REM

Genre: Animation, Fantasy

Stab:
Regie: Yoshiaki Kawajiri
Drehbuch: Yoshiaki Kawajiri

Kinostart: 28.08.03

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...