Originaltitel: OTAC

Serbien/F/D/Slowenien/Bosnien und Herzegowina/Kroatien 2020, 119 min
FSK 12
Verleih: Barnsteiner

Genre: Drama

Darsteller: Goran Bogdan, Boris Isakovic, Nada Sargin

Regie: Srdan Golubovic

Kinostart: 24.03.22

2 Bewertungen

Vater

Die Passion Nikola

2020 lief VATER bei der Berlinale. Und es ist ein Glück, daß dieser Film jetzt in die deutschen Kinos kommt. Weil er etwas erzählt über Serbien, ein, man muß es ja dazusagen, europäisches Land, das wie aus der Zeit, mithin aus unserem Bewußtsein gefallen scheint. Ein vergessenes Land ist. Und weil nach emotional wuchtigem Anfang dieses Erzählen in eine faszinierend stille Kontemplation mündet. In ein filmisches Gehen und Sehen, berückend in seiner düsteren Tristesse wie seiner spröden Schönheit.

Nikola ist am Ende. Erst übergießt sich seine Frau Biljana mit Benzin und steckt sich in Brand. Längst schon ist ihre Verzweiflung über die Armut, aus der es keinen Ausweg gibt, in eine Depression umgeschlagen. Dann entzieht das Jugendamt Nikola das Sorgerecht für seine zwei Kinder. Wider allen Absprachen, wider allen Rechts. Aber was kann ein Typ wie Nikola, der sich als Tagelöhner in einer serbischen Kleinstadt durchschlägt, schon machen?

Auf sein Recht beharren! Nikola läßt sich von einem alten Kollegen einen Beschwerdebrief schreiben, verabschiedet sich von seiner im Krankenhaus liegenden Frau, packt das Allernötigste in den Rucksack und macht sich auf den Weg: zu Fuß, zum Ministerium für Soziales ins 300 Kilometer entfernte Belgrad.

Nikolas Wanderung wird zum Passionsgang und zum Befreiungsschlag. Gehen, sehen, begreifen: desolate gesellschaftliche Verhältnisse, menschliche Erbärmlichkeit und Großherzigkeit. Und die Gleichmut der Natur alldem gegenüber. Einprägsames, starkes Kino aus einem vergessenen Land.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.