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Vergiß Amerika

Von der Schwere, jung zu sein

Schaffen wollen es alle drei. Der temperamentvolle Benno versucht sich im Aufmotzen und Verkauf amerikanischer Großlimousinen, der schüchterne und introvertierte David träumt von einer Ausbildung als Fotograf, und die bezaubernde Anna, die die beiden Freunde erst kennengelernt haben, zieht es auf die Bühne. Nach Berlin, um Schauspielerin und möglichst bald gefeierter Star zu werden. So einfach wird das aber alles nicht, ist das Kaff Aschleben doch nicht unbedingt das Tor zur Welt. Ihre Wege trennen sich zunächst, doch bald werden sie sich in Aschleben wiedersehen.

Als Davids Vater einen schweren Unfall erleidet, verliert er seine Ausbildungsstelle, denn er muß sich um seinen Vater kümmern. Benno hat Startschwierigkeiten mit seiner Werkstatt und läßt sich aus Finanznöten mit Autoschiebern ein. Und da Anna nach vielversprechendem Anfang nur noch unseriöse Angebote bekommt, muß auch sie wieder zurück in die Provinz. Davids Freude auf das Wiedersehen ist eher zurückhaltend, hat er sich doch schon am ersten Abend des Kennenlernens in Anna verliebt. Allerdings hat bei solchen Angelegenheiten der draufgängerische Benno einfach immer die besseren Karten. Diese Orientierungslosigkeit der drei Freunde ist der Anfang von Spannungen. Vor allem Anna und Benno krachen sich immer wieder. Als David zu tief ins Glas geguckt hat, faßt er sich ein Herz und gesteht Anna seine Liebe. Sie verbringen die Nacht miteinander. Benno tickt völlig aus...

Großartig, Vanessa Jopp! Mit ihrem Debütfilm ist ihr ein herzergreifendes Stück authentisches Kino gelungen. Keine hölzernen und stylish-bekloppten Schickeria-Textereien, sondern wunderbar feinfühlig erzählte, echte Schicksale und zugleich ein Spiegel der Zeit. Vanessa Jopp bewies auch erstaunliches Geschick bei der Besetzung ihrer traurigen Helden. Sie beherrschen sämtliche Facetten in der Darstellung des Gefühls, was jung zu sein bedeutet: Zorn, Freiheit, Träume, Wut, Trauer, Atemlosigkeit. Und alles darüber hinaus...

D 2000, 90 min
Verleih: Arthaus

Genre: Erwachsenwerden, Liebe, Drama

Darsteller: Marek Harloff, Roman Knizka, Franziska Petri

Regie: Vanessa Jopp

Kinostart: 09.11.00

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.