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Welcome To Karastan

Abenteuer eines Autorenfilmers im Kaukasus

Einst gab es für Emil Forester sogar den OSCAR. Für einen Kurzfilm nur, aber immerhin. Die Trophäe ist inzwischen das, was die meisten Trophäen irgendwann sind: eingestaubte Erinnerungen an bessere Tage. Lange her. Inzwischen sieht der Autorenfilmer so aus, wie sich (europäische) Autorenfilmer einen Autorenfilmer vorstellen mögen, der in der Krise steckt. Wobei man in Betracht ziehen muß, daß ein anständiger Autorenfilmer freilich immer irgendwie in der Krise steckt, schon rein aus weltanschaulichem Prinzip.

Ob und inwiefern das auch für Ben Hopkins gilt, soll hier nicht spekuliert werden. Hopkins ist jedenfalls Autorenfilmer und sieht auch so aus. Und irgendwie erinnert man sich sogar, sehr vage, aber nicht unangenehm, an eine Arbeit von ihm. DIE NEUN LEBEN DES THOMAS KATZ, so heißt der Film, wie eine Recherche ergab. 15 Jahre ist das Werk schon alt, seitdem folgten drei weitere. WELCOME TO KARASTAN heißt jetzt Hopkins neueste Arbeit.

Ein Autorenfilm über einen Autorenfilmer also. Emil heißt der, wie schon gesagt. Einst erfolgreich (oder sagen wir: vielversprechend), jetzt seit längerem im Karrierestraucheln dank Schaffenskrise (sic!). Doch dann kommt aus dem wilden Karastan im fernen Kaukasus ein Angebot, das alles zum Guten wenden könnte. Denn der Präsident des Landes ist nicht nur ein Despot, sondern auch ein Cineast. Ein Kino-Epos über den Nationalhelden Karastans zu drehen; das ist das Angebot, das er Emil macht. Welches der freilich einfach nicht ablehnen kann, aber lieber hätte ablehnen sollen.

Denn was das von Hopkins gemeinsam mit dem (polnischen) Autorenfilmkollegen und (echten) OSCAR-Preisträger Pawel Pawlikowski (IDA) verfaßte Drehbuch den armen Emil erleben läßt, ist gewissermaßen die Strafe, die einem Künstler widerfährt, wenn er sich in den Dienst der Macht stellt. Korruption und Gewalt, Revolution und Intrige. Es sind die Härten der Realität, die dem blauäugigen Emil einige Blessuren verursachen. Lernprozeß inbegriffen. Was gottlob nicht moralisierend daherkommt. Richtig spannend und satirisch spitzzüngig allerdings auch nicht. WELCOME TO KARASTAN ist inhaltlich absolut politisch korrekt und in der Inszenierung von einer frappierenden Bravheit. Um es nicht staubig zu nennen. Irgendwie sehnt man sich glatt von Karastan nach Kasachstan. Zu Mr. Cohens BORAT. Was ja auch ein Autorenfilm ist. So irgendwie.

Originaltitel: LOST IN KARASTAN

GB/F 2014, 99 min
FSK 12
Verleih: Piffl

Genre: Drama, Polit, Satire

Darsteller: Matthew MacFayden, Noah Taylor, Myanna Buring

Regie: Ben Hopkins

Kinostart: 28.05.15

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.