Originaltitel: IMAGINE THAT!

USA 2009, 107 min
FSK 0
Verleih: Paramount

Genre: Kinderfilm, Komödie

Darsteller: Eddie Murphy, Thomas Haden Church

Regie: Karey Kirkpatrick

Kinostart: 29.10.09

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Zu Hause ist der Zauber los

Von Kapitalisten und Kinderherzen

Evan ist Kapitalist aus Leidenschaft. Ein Aktienhändler, ein Spekulant. Talentiert und engagiert. Ziemlich clever und natürlich auch skrupellos. Zumindest so ein klein wenig. Denn schließlich muß noch genug moralisches Potential bei Evan verbleiben, um ihn als Sympathieträger zu installieren in dieser kuschelwuscheligen Film-Warmherzigkeit aus der kalten, kalten Welt des Kapitals.

Natürlich ist das Unsinn, Karey Kirkpatricks ZUHAUSE IST DER ZAUBER LOS eine Kapitalismuskritik in Form bewußter Naivität anzudichten. Die Geschichte erzählt nicht mehr, als eine lupenreine Familienfilmharmlosigkeit, wenn Eddie Murphy als Evan sich vom knallharten Karriere-Saulus zum milden Soziale-Marktwirtschafts-Paulus wandelt. Dank seiner 7jährigen Tochter Olivia nämlich, die der geschiedene Workaholic für kurze Zeit bei sich wohnen hat und die, ganz Kind, eingekapselt in ihrer Fantasie lebt. Und das (da nun wiederum eher ganz Scheidungskind) mit einer Intensität, die außerhalb der Kinowelt, also im richtigen Leben, eindeutig unter „verhaltensgestört“ liefe.

In ZUHAUSE IST DER ZAUBER LOS nun eignet Evan sich höchstselbst diese kindliche „Verhaltensgestörtheit“ an, als er bemerkt, daß die unsichtbaren Feen und Trolle, mit denen Olivia kommuniziert, einen verdammt guten Riecher für Aktienkurse, Wertpapiere, kurz: fürs Geschäft haben. In Folge macht Evan sich gehörig zum Idioten, wenn er mit einer Kuscheldecke redet oder auf der Straße tanzt und grimassiert, weil Feen und Trolle Informationen nun mal nur gegen derlei Albernheiten rausrücken.

Natürlich ergibt sich daraus eine Annäherung an Olivia, die für Evan erst vom Quäl- zum guten Geist und schließlich zur wirklich geliebten Tochter wird. Natürlich schrauben sich da sehr erwartungsgemäß Albernheit und Kitsch im Wechsel hinauf bis zum rosaroten Finale. Und doch ist ZUHAUSE IST DER ZAUBER LOS nicht gänzlich frei von Zauber. Sicher, der Film ist einfältig. Aber das auf eine Art, in der ein kleiner Schein von Ehrlichkeit irrlichtert.

Um doch noch mal auf dem Kapitalismusding rumzureiten: ZUHAUSE IST DER ZAUBER LOS zeigt, wenn auch nicht die Inhumanität, so doch durchaus die Idiotie eines Systems, das sich ausschließlich über Zahlen und Gewinnspannen definiert. Die Tugenden von Konkurrenzdenken und Leistungsprinzip – hier offenbaren sie sich recht unterhaltsam als absurde Infantilität. Zumindest bis zum Kuschelwuschel-Finale.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.