Editorial 04/23

[ 30.03.2023 ] Komische Zeiten, fürwahr. Die man am besten mit Witz durchsteht. Nun kann man auf hiesige Komiker kaum setzen: Bausparhumoristen à la Joko & Klaas ließen sich für Regierungsgeld kaufen, der kleine Herr Böhmermann ist sicher vieles, aber nicht witzig, und der große Harald Schmidt ist leider im Ruhestand. Dem wäre was eingefallen ... Allein beim Blick auf unsere politische Kaste, die aktuell neue Maßstäbe in staatlicher Übergriffigkeit setzt: Wir sehen ausbildungsscheue, prächtig im Futter stehende Parteileithammel mit Ernährungstips für uns „Menschen da draußen“ sowie einen mäßig begabten Kinderbuchautor, der ohne jede Klempnererfahrung nun den Heizungsinstallateur gibt. Zum Niederknien komisch.

Zu Bob dem Baumeister gesellt sich eine kriegstaumelnde Praktikantin im Auswärtigen Amt, die ungebremst das zarte Porzellan der Diplomatie zerkloppt, zudem eine Dame fürs Innere, die zwar irre gern Toleranz-Binden ums fleischige Ärmchen schnürt, dafür jeden in gepflegter DDR-Methodik ins moralische Abseits stellt, der von regierungsfreundlichen Meinungen abweicht. Und dann hätten wir noch diesen hochstapelnden Arztdarsteller, der, aktuell noch ohne Prozeß, bereits selbst auf schuldig plädiert, hat er nun doch schon immer gewußt, daß das Covid-Impfexperiment für gravierende Nebenwirkungen sorgt. Nicht zu vergessen die dauerfröhliche Kulturchefin des Landes, die, pfeif aufs Klima und mit geborgtem Geld eines Streamers, nach Los Angeles jettet, um sich im Glanze eines OSCAR-Abräumers zu sonnen, für den sie und das hiesige Fördersystem Folgendes getan haben: nichts. Lachnummern allesamt.

Apropos Klima und Witzfiguren: „Ohne Sinn“ würde Tschick zu diesen ungeküßten Schmuddel-Kids sagen, die sich stumpfsinnig auf Straßen kleben und von Museumsdirektoren getätschelt werden, wenn sie Essen auf Kunst werfen. Komische Zeiten, fürwahr. Nun sind wir Deutschen aber von einer bewundernswerten Duldsamkeit, brav haben zu viele noch jede Verlängerung einer pandemischen Generalprobe ertragen, nun lassen wir uns von einer bis ins Groteske durchhysterisierten Klimakrise fürchten und leichtfertig zu undifferenzierten Feindbildern animieren. Doch wir scheinen einigen Humor zu haben, immerhin lacht das Ausland herzlich über uns ...

In dieser spaßfreien Zone kriegt man Reißausgedanken. Mir fällt wirklich nur das Kino ein, in meinen Augen der beste Ort zur Fahnenflucht: Gesellt Euch im April zu OLAF JAGGER, dem bis eben unerkannten Sohn eines Rockstars, nehmt Platz IM TAXI MIT MADELEINE und lauscht den Lebensklugheiten einer wunderbaren Dame, breitet Eure Flügel aus und laßt Euch von der Phantasie des Mädchens SUZUME mitreißen und genießt die Wahrhaftigkeit in ROTER HIMMEL, wonach jene ausgelacht werden, die sich über alles erheben!

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.