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Schmalspurganoven

Zwar kommen Ex-Knacki Ray Winkler und Gattin Frenchy finanziell einigermaßen über die Runden, aber daß sein Job als Tellerwäscher irgendwann die große Kohle einbringt, ist eher unwahrscheinlich. Also Plan B wie Bankraub. Doch gewitzt wie Ray ist, will er nicht mit Knarre und Strumpf über dem Kopf den starken Mann geben, sondern einen Tunnel bis zum Tresorraum graben. Ein leerstehender Laden unweit der Bank wird angemietet, Werkzeug ist schnell organisiert und die alten Kumpels stehen bereit. Den wichtigsten Part in der Unternehmung hat Frenchy. Zur Tarnung verkauft sie oberirdisch selbstgebackene Kekse, während ihr Angetrauter mit Bergarbeiterhelm, Grubenlampe und Preßlufthammer im Keller zur Tat schreitet. Doch während Ray buddelt, ereignet sich am Verkaufstresen ein wahres Wirtschaftswunder - die Kekse entpuppen sich als Kassenschlager.

Woody Allen bläst zum Angriff auf den amerikanischen Traum. Mit gewohnt scharfer Ironie, untrüglichem Gespür für skurrile Situationen und doch herzlicher Wärme läßt er das grantelnde Pärchen ins große Glück taumeln - nach nur einem Jahr unterhalten sie eine millionenschwere Gebäckfabrik und können vor Reichtum kaum noch aus den Augen schauen.

Schon hier könnte man sich amüsiert zurücklehnen und wäre zufrieden. Doch Allen hat noch nicht genug. Genüßlich legt er alle zehn Finger in die Wunden, die auch ein glorioser finanzieller Aufstieg nicht schließen kann. Schmerzlich wird sich Frenchy ihres Mangels an Kultur, Geschmack und Bildung bewußt. Mit verbissenem Ehrgeiz stürzt sie sich in die Welt des guten Weins, der gehobenen Küche, der Kunst und der Literatur - belehrend unterstützt vom smarten Snob David und mißtrauisch beäugt von Ehemann Ray. Allen tobt sich richtig aus und feuert einen regelrechten Kugelhagel an Spott und Häme auf die feine Gesellschaft ab. Herrlich pointierte Dialoge, Ozean-große Fettnäpfe, gezielt gestreute Peinlichkeiten und Darsteller, die sich in ihren Rollen offenbar pudelwohl fühlen, garantieren diebisches Vergnügen.

[ Sylvia Görke ]