Originaltitel: LE RÈGNE ANIMAL

F/Belgien 2023, 128 min
FSK 12
Verleih: StudioCanal

Genre: Fantasy, Erwachsenwerden, Drama

Darsteller: Romain Duris, Paul Kircher, Adèle Exarchopoulos, Tom Mercier

Regie: Thomas Cailley

Kinostart: 11.01.24

3 Bewertungen

Animalia

Mutieren und Pubertieren

Émiles Mama ist die Best(i)e, befiel sie doch eine mysteriöse Krankheit, welche zunehmende Verwandlung zum Tier bewirkt; andere Unglückliche teilen jenes Schicksal. Weswegen da die Zunge eines humanen Ameisenbären für recht verstörendes Geschlängel sorgt, dort ein Vogelmensch seinen Abtransport in ein abgeriegeltes Medizinzentrum zu verwehren probiert, derweil die Noch-Normalbevölkerung gegenüber den Mischwesen aus Angst geborene Aggression zeigt. Und während der 16jährige zusammen mit Vater François die entrissene Mutter sucht, bemerkt er am pubertierenden Körper Veränderungen. Richtung Wolf.

Eine faszinierende Idee, deren Umsetzung indes jegliche Bezwingung abgeht, weil Regisseur Thomas Cailley nie vermitteln kann, was er konkret erzählen will. Letztlich entsteht dem Thema nirgends angemessen dunkle Coming-Of-Age-Fantasy, eine tragödiengeneigte Fabel als Schnitzeljagd an unterforderter Starbeilage inklusive des angesichts finsterer Umstände erstaunlich oft frohgemut grinsenden Romain Duris sowie Adèle Exarchopoulos in einer wohl nur aus Name-auf-Poster-papp-Gründen existierenden Rolle. Sie vergilt’s durch Trauermiene und Einheitsblick. Aber ziemlich egal, zum Sympathieträger wurde hier eh keiner ernannt – ein weiteres fatales Identifikationsproblem.

Nach dem Cannes-Screening entfernte Cailley einen einst vorhandenen Epilog, um „nicht alle Fragen zu beantworten.“ Das kürzt zwar immerhin leicht die meistenteils aus elegisch in schiere Endlosigkeit gezogenen Szenen resultierende und daher schlicht unnötige Überlänge. Man wundert sich allerdings schon: Wo blieb aus seiner Sicht irgendwas zwecks erforderlicher (Er-)Klärung offen?!

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...