Originaltitel: GLI ANNI PIÙ BELLI

I 2020, 135 min
FSK 12
Verleih: Prokino

Genre: Drama

Darsteller: Pierfrancesco Favino, Micaela Ramazzotti, Kim Rossi Stuart, Claudio Santamaria

Regie: Gabriele Muccino

Kinostart: 14.10.21

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Auf alles, was uns glücklich macht

... müssen wir weitgehend verzichten

Rom, 1966: Die Kumpel Giulio und Paolo bringen den angeschossen aufgefundenen Riccardo ins Krankenhaus, später komplettiert Gemma das Quartett. Küsse an Silvester, Riccardos nackte Kommunisten-Mama, Gemmas sterbende Mutter, das 1. Mal, Gemmas nun tote Mutter, Trennung der Freunde, Liebe schrumpft zu „Ich habe Dich sehr gern“, Berliner Mauerfall, der Film hat keine 30 Minuten auf der Uhr.

Schön nostalgische Musik, visuell geschickt gelöste Zeitsprünge, direktes Reden zum Publikum, sommerlich lichtdurchflutet und dynamisch geschnitten bemüht sich die Handlung um eiliges Fortschreiten, alles ist Bewegung, Existieren kennt kein Stillstehen, klar. Giulio wird Anwalt, Paolo Lehrer, Riccardo Filmkritiker/Komparse, Gemma Spielball für wechselnde Männer. Einzelszenen puzzeln Charaktere und Schicksale zusammen, Dialoge sagen viel, Blicke des starken Ensembles teils trotzdem einiges mehr.

Mancher verkauft seine Seele, Abstände wachsen räumlich ebenso wie geistig, es erweist sich als Mammutaufgabe, zwischenmenschliche Beziehungen ein Leben lang beständig zu halten, vom Volkswillen über AIDS bis zu 9/11 kurz Getupftes verordnet schlaglichtartig Jahrzehnte, während das dumpfe Hallen platzender Träume schüchtern gewisperte Glückslaute übertönt, immer neue Verletzungen Wunden reißen, zack, zack, zack! Dazu reicht der Regisseur zur Resignation Einladendes: „Wenn Du endlich begriffen hast, was Du falsch gemacht hast, bist Du alt und der Tod holt Dich.“ Scheiternde Ehen, irgendwann nur noch im Haß gärende Leidenschaft, entfremdete Kinder, nach über zwei Stunden zwar letztlich doch gewisse hoffnungsvolle Freude – aber angesichts des bis dato pessimistischen Dauerfeuers auch Erschöpfung beim Zuschauer.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...