Originaltitel: BABYLON A.D.

USA/F 2008, 101 min
Verleih: Concorde

Genre: Action, Science Fiction, Drama

Darsteller: Vin Diesel, Michelle Yeoh, Gérard Depardieu, Charlotte Rampling, Mélanie Thierry

Regie: Mathieu Kassovitz

Kinostart: 11.09.08

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Babylon A.D.

Solche Typen braucht das Land

Es gibt sie also noch, die Science Fictioner, die zwar geerdet genug sind, um nicht als postpubertäre Phantasieklapserei durchzurasseln, und dennoch derart abgefahren daherkommen, um mit allerhand Schauwerten, Hochspannung und einer gewissen Intelligenz zu punkten. Und mit einem Helden, der mal nicht auf Romantic Warrior macht, der gottlob nicht die Heulsuse gibt, die dem endzeitlichen Stoff damit nur das Bedrohliche, die angebrachte Düsternis nähme.

Für ein derart kerniges Vergnügen steht Mathieu Kassovitz’ neuer und ziemlich geiler Klopper, der seinen Auftakt an einem Ort hat, der als Paradebeispiel osteuropäischer Tristesse mit Dauerregen und bis an die Zähne bewaffneten Söldnern taugt. Neu Serbien - hier ist Toorop zugegen, ein kahlköpfiges und schön durchtätowiertes Kraftpaket, ein Einzelgänger, der für Schotter noch jeden dreckigen Job erledigt. Der nächste Auftrag klingt anständiger, pekuniär richtig vielversprechend. Reich wird er sein, wenn er es schafft, ein junges Mädchen aus dem umkämpften Land nach New York zu bringen. Daß das Mädchen kein ganz normales Geschöpf ist, liegt auf der Hand. Mit zwei Jahren sprach sie 19 Sprachen, sie spürt, wenn Menschen sterben werden, und schließlich ist sie nach der Göttin der Morgenröte benannt, Aurora also. Will sagen, ohne die Maid ist die Welt tatsächlich am Arsch.

Und daß mehrere Parteien an der Guten Interesse haben, ist so klar, wie es eindeutig nur einen gibt, der diesen Feenretter Toorop glaubwürdig spielen kann: Vin Diesel, diese heiße Prollette, dieser breitschultrige Dreschflegel, der schon an seine einst utopisch gearteten Gagenträumereien verloren Geglaubte, ein beinahe altmodisch muskelspielender Koloß, dessen Stimme - zumindest im Original - von ganz weit unten zu kommen scheint, einer der - mit Verlaub - eben die Eier hat, den ganzen Laden zu retten oder in den Hades zu schicken. Also hat Kassovitz nach der Gurke GOTHIKA mal wieder alles richtig gemacht und gibt uns das, was wir von einem saftigen Stück Bauchkino erwarten: atemberaubende Bilder wie Verfolgungsjagden in der kanadischen Schneewüste, das pulstreibende Auftauchen eines Unterwasserstahlriesen, herzrasende Helikopterjagden und eine morbide Kulisse, die sich eben nicht an die hirnlose MATRIX-Kraftmeierei verrät.

Dazu besetzte Kassovitz in den Nebenrollen einen wunderbar schrägen, im weißen Jogginganzug ins Nirvana rasenden Gérard Depardieu, ein bissige Möchtegern-Weltenherrscherin Charlotte Rampling und die kampferprobte Chefamazone Michelle Yeoh. Und weil der Regisseur Europäer ist, setzt er in den richtigen Momenten eben auch mal auf Stille. Die tut gut und sorgt dann eben doch - und auch das wohldosiert und daher glaubwürdig - für einen Hauch von apokalyptischer Romantik.

Genau diese Mixtur macht einen perfekten Sci-Fi-Thriller aus, dem man dann auch die schon depperte Schleichwerbung für ein braunes Gesöff nachsieht.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.