Originaltitel: GHASIDEYEH GAVE SEFID

Iran/F 2021, 106 min
FSK 12
Verleih: Weltkino

Genre: Drama

Darsteller: Maryam Moghaddam, Alireza Sanifar, Farid Ghobadi

Regie: Behtash Sanaeeha, Maryam Moghaddam

Kinostart: 03.02.22

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Ballade von der weißen Kuh

Die Aufständische

Die unerschütterliche Tragik der Geschichte ist das Eingangstor zum Film: Minas Mann wurde zu Unrecht hingerichtet. Als der wahre Mörder gefunden wird, liegt Babak schon ein Jahr unter der Erde.

Seine Witwe und seine gehörlose Tochter ließ er zurück, traurig und mit viel Unverständnis für den Umgang mit Gerechtigkeit, der im Iran gang und gäbe ist. Nach China werden dort die meisten Menschen hingerichtet. „Die Todesstrafe ist ein Menschenrecht“, sagt ein Kollege zu Reza, einem jener Strafrichter, der das Urteil fälschlicherweise mitfällte. Doch Reza zweifelt, so wie auch Mina zweifelt. Und so treffen sich die beiden, schwer beladen, die eine mit Trauer und Wut, der andere mit Schuld und schwankendem Weltbild.

Diese kurzen Momente der Annäherung zwischen den beiden sind schön, denn Einsamkeit und Bedrückung hängen schwer über den stilsicheren Kinotableaus im Drama des Regie-Duos Behtash Sanaeeha und Maryam Moghaddam. Es gibt viele Tränen, lange, leere Korridore und ins Nichts laufende Gespräche mit der Obrigkeit. Doch nicht nur Mina, auch Reza hat schwer zu tragen.

In der BALLADE VON DER WEISSEN KUH jagt ein Schicksalsschlag den nächsten. Einer weniger hätte sicherlich gereicht, um sichtbar zu machen, das Gleiches nicht mit Gleichem vergolten werden kann, weil die Wahrheit oft irgendwo anders schlummert. Minas stiller Kampf gegen ein zutiefst patriarchales und menschenverachtendes System wurde im Iran gedreht, nach seiner Fertigstellung aber verboten. Gut, daß dieser Kampf bei uns sichtbar wird.

[ Claudia Euen ]