Originaltitel: BAMBI AND THE GREAT PRINCE OF THE FOREST

USA 2006, 72 min
Verleih: Buena Vista

Genre: Animation, Kinderfilm

Stab:
Regie: Brian Pimental, Jun Falkenstein
Stimmen: Thomas Fritsch, Luka Andres

Kinostart: 27.04.06

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Bambi 2

Auch heilige Kühe kann man melken

Es schneit. Vergeblich wartet der junge Hirsch Bambi auf seine Mutter, sie kam bei einem Feuer ums Leben. Sein Vater, ein majestätischer Hirsch, hat keine Zeit für Kinder, schließlich ist es seine Aufgabe, sich um das Rudel zu kümmern. Doch die weise Eule kann den Patriarchen überzeugen, den verwaisten Bambi zumindest durch den Winter zu bringen und ihn all die wichtigen Dinge des Lebens lehren. Noch ehe der Frühling sich den Weg durch Schnee und Eis taut, wird Bambis Stimme vom Blöken zum Röhren heranwachsen, er wird nur knapp einem Rudel wilder Hunde entgehen und die erste Liebe entdecken.

Bevor BAMBI sich geweihüber in neue Abenteuer stürzen konnte, trug sich eine tierpolitische Richtigstellung zu. Aus dem Rehkitz, das die Welt bezauberte, wurde ein junger Hirsch, sonst klappt das alles nicht mit der Familie - Sohnemann ein Reh, der Vater ein stolzer Zehnender. Interessanter als die Verwandtschaftsverhältnisse von Paarhufern ist der Umgang im Hause Disney mit eigenen Heiligtümern, denn zu diesen gehört BAMBI aus dem Jahre 1942 fraglos. Damals wurde ein Paradies mit sprechenden Tieren geschaffen, unschuldig und trotzdem nicht arglos. Doch es ging in Flammen auf - ein Statement Disneys auf das damalige Zeitgeschehen und vor allem echtes Hindernis für eine Fortsetzung. Aber wie heißt es so schön, man muß nur wollen. Also wird die heilige Kuh nicht geschlachtet, sie wird einfach ordentlich gemolken.

Das Ergebnis: Die Charaktere sind nichtssagend. Daß der deutliche Machogestus des Papahirschen beabsichtigt war, ist zu bezweifeln. Die Geschichte über den Kreislauf des Lebens und das Erwachsenwerden hangelt sich von Klischee zu Klischee. Schlimmer noch, viele Szenen, wie beispielsweise das Frühlingserwachen von Flora und Fauna, wirken wie Blaupausen früherer Disney-Werke. Da mag Sandy von den No Angels noch so inbrünstig "alles lebt" trällern, das Déjà Vu vertreibt sie damit nicht. Manches Elternteil mag das wohlig warme Gefühl der Wiedererkennung einlullen. Aus therapeutischer Sicht hätte es jedoch sicher den gleichen Effekt, sich einfach das Original in all seiner Pracht noch einmal anzusehen.

Bleibt zu hoffen, daß Disneys Liaison mit der Pixar-Schmiede den nötigen frischen Wind hinter die Mauseohren bringt und uns weitere Exhumierungen abgebrannter Paradiese erspart bleiben.

[ Roman Klink ]