Originaltitel: CONVICTION

USA 2010, 110 min
FSK 12
Verleih: Tobis

Genre: Drama, Biographie

Darsteller: Hilary Swank, Sam Rockwell, Minnie Driver, Juliette Lewis, Melissa Leo

Stab:
Regie: Tony Goldwyn
Drehbuch: Pamela Gray

Kinostart: 17.03.11

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Betty Anne Waters

... gegen den Rest der Welt

Anfang der 80er Jahre, weiße US-amerikanische Provinz. Betty Anne und ihr großer Bruder Kenny sind hier erwachsen geworden, haben Kinder bekommen und versuchen sich mit wechselndem Erfolg im bürgerlichen Leben. Der Start war denkbar schwierig: eine mit sich selbst befaßte Mutter, kindliche Raubzüge durch Supermärkte, Einbrüche in die aufgeräumten Wohnparadiese der Nachbarn. Aus dieser Zeit ist den Geschwistern eine große Wut geblieben, die vor allem Kenny regelmäßig in Konflikt mit dem Gesetz bringt. Geblieben ist aber auch ein nicht zu erschütternder Zusammenhalt, der allerdings auf eine harte Probe gestellt wird. Denn wieder wandert Kenny ein. Doch diesmal nicht wegen einer Schlägerei, sondern wegen des Mordes an einer jungen Frau. So sehen das zumindest Polizei und Richter.

Hier fällt der Startschuß für eine dieser unglaublichen Missions Impossible, in denen Hollywood seine Muskeln spielen läßt. Als hätte es noch nicht oft genug sein unbestreitbares Spezialistentum auf diesem Feld bewiesen. Ob staubige Western, anzugsteife Gerichtsthriller, elegische Knastballaden oder groß angelegte Ökofeldzüge wie ERIN BROCKOVICH – wo der US-amerikanische Film alten Schlages Ungerechtigkeit wittert, legt er sich kräftig und effizient ins Zeug für seine FilmheldInnen. Und sollten wie in diesem Fall auch beinahe 20 Filmjahre nötig sein. So lange nämlich dauert es, bis aus der Kellnerin und zweifachen Mutter Betty Anne Waters eine Anwältin geworden ist, bis sie endlich die Chance erhält, die Unschuld ihres Bruders zu beweisen.

Beinahe mustergültig folgt Tony Goldwyns Justiz- und Geschwisterdrama den Gesetzen des Genres und kann darauf vertrauen, daß die Geschichte sich immer wieder an sich selbst entzündet, daß sie genau wie die Hauptfigur an ihren Aufgaben wächst. Und einmal mehr darf man staunen, welche emotionale Sogkraft solche konventionell gemachten Aufsteigermärchen zu entwickeln vermögen.

Der Motor ist freilich ein besonderer: Hilary Swank, die Frau, die Brandon Teena spielte, die für Clint Eastwood zum Million Dollar Baby wurde und zu den ganz wenigen gehört, die den US-amerikanischen Seriendschungel mit einem Zugewinn an Charisma verlassen haben. Tja, was uns nicht umbringt, macht uns stark.

[ Sylvia Görke ]