Originaltitel: BRIGHT STAR

GB/Australien/F 2009, 120 min
FSK 6
Verleih: Tobis

Genre: Literaturverfilmung, Drama, Romantik

Darsteller: Ben Whishaw, Abbie Cornish, Paul Schneider

Regie: Jane Campion

Kinostart: 24.12.09

2 Bewertungen

Bright Star

Ein platonisches Denkmal

Die langjährige Verehrung der Regisseurin Jane Campion für John Keats, neben Byron und Shelley bedeutendster Vertreter der englischen Romantik, hat einen filmisch manifesten Höhepunkt erreicht. Basierend auf der breit angelegten Keats-Biografie von Andrew Motion, selbst Dichter und Romancier schrieb Motion auch am Drehbuch mit, konzentriert sich BRIGHT STAR ganz auf die durch Briefe sowie zahlreiche Gedichte verbürgte Romanze des begnadeten Poeten mit der Schneiderin Fanny Brawne.

Die Geschichte setzt 1818 ein, im Jahr der ersten Begegnung der beiden Hauptfiguren, und endet drei Jahre später mit dem frühen Tod des Dichters. Dazwischen liegt eine Zeit, in der eine große, von der Außenwelt argwöhnisch beobachtete Liebe wächst. Vor allem Fannys Mutter, die sich ob der Finanzmisere des zeitlebens erfolglosen Poeten sorgt, und Keats Mentor Mr. Brown, der keine Ablenkung von der Dichtkunst dulden will, stehen – so will es das Drehbuch – der Erfüllung der Liebe im Wege.

Diese jüngste Inszenierung der Regisseurin, die immer wieder zu eigenwilligen Frauenporträts gefunden hat, DAS PIANO war ihr bisher erfolgreichstes, gibt sich leichthändig und zugänglich, sensibel und verträumt. In Anlehnung an den Briefwechsel und Passagen aus den damals entstandenen und schließlich unsterblich gewordenen Gedichten, wie eben „Bright Star“ (verfaßt für Fanny Brawne), fokussiert Campion auf das Wachsen einer gegenseitigen Bindung. All den schönen poetischen Bildern – wie so oft sind bei der Neuseeländerin Landschaften und Jahrzeiten Spiegel der Stimmungen – und vorzüglichen Kostümen steht ein merkwürdiges Mißverhältnis zwischen der Charakterzeichnung und den Vers- und Briefzitaten entgegen. Vielleicht ist es der Anspruch, den Figuren Geheimnisse zu lassen, ihre so innige Beziehung aber für das Publikum nachvollziehen zu wollen, der sich einmal mehr als uneinlösbar erweist.

Dem Film als romantisches Drama, welches Keats und seiner großen Liebe ein behutsam gezeichnetes, verehrendes Denkmal setzt, schadet das nicht unbedingt. Nicht immer überzeugend, weckt er allemal die Lust, des Dichters „Poems“ noch einmal zur Hand zu nehmen.

[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.