Originaltitel: CYRANO

USA/GB 2021, 124 min
FSK 12
Verleih: Universal

Genre: Literaturverfilmung, Drama, Musical

Darsteller: Peter Dinklage, Kelvin Harrison Jr., Haley Bennett, Ben Mendelsohn, Monica Dolan

Regie: Joe Wright

Kinostart: 03.03.22

1 Bewertung

Cyrano

Jetzt singt er auch noch!

Geht man beim Abendspaziergang an einem von Raben besetzten Schlafbaum vorbei (und argwöhnt als Hitchcock-Kenner, der Trupp könnte sich voll sadistischen Engagements runterstürzen), denkt man wohl kaum darüber nach, daß sie zu den Singvögeln zählen. Echt. Es trällert halt jeder, wie er’s (nicht) kann.

Was uns jetzt zum Film – die Vorlage „Cyrano de Bergerac“ sollte inhaltlich bekannt sein – und darin zum hübschen Vögelchen Roxanne führt, eingesperrt im eher blattgoldenen Käfig, die finanziellen Mittel gehen aus, es empfiehlt sich, reich zu heiraten. Daß der Zukünftige ein debil rausgeputzter Duke ist, veranlaßt die Schöne sogleich zum sehnsüchtigen Lied. Hollywoodnachwuchsstar Haley Bennett legt also los – und siegt auf ganzer Linie. Eine samtig fließende tiefe Lage und das regelrecht verlockende Timbre wischen die zugegeben etwas glanzlos-stumpfen Höhen weg, dieser Stimme folgte man(n) gern überallhin. So spürt’s denn gleichsam Cyrano alias Peter Dinklage. Der muß es sich indes gefallen lassen, seine vokalen Qualitäten knapper zusammenzufassen: krächz!

Ach, tatsächlich völlig egal, wir hatten da schon viel Schlimmeres à la die musikalische Rostand-Vergewaltigung DAS SCHÖNSTE MÄDCHEN DER WELT. Hier herrscht ungeachtet ebenfalls gewisser Freiheiten – Roxanne und Cyrano eint z.B. statt Bluts- vom Begegnen an Seelenverwandtschaft – mehr Werktreue, gerade der traurige Kern erhält Raum: Speziell die Balkonszene überwältigt schier, und wenn sich die eingekesselten Soldaten vorm praktisch sicheren Tod ihrer Liebsten erinnern, dürfte Taschentuchalarm heulen.

Wie konsequent große Kapitel des Geschehens im schlecht erleuchteten Dreivierteldunkel stattfinden, paßt durchaus zum emotionalen Schattenwurf, die oft spannend orchestrierten Songs hätten dagegen frischere oder manchmal überhaupt Choreographien vertragen. Zudem einen bisweilen weniger … nun … ambitionierten Schnitt, der Rücksicht auf Anmut, Gestaltungswillen und Ausdruck nimmt. Aber, es steht bereits oben, völlig egal. Die Gefühle überzeugen, machen der universellen Botschaft alle Ehre. Den Löwenanteil trägt Dinklage bei, der Cyrano, dessen Leid keine Monsternase verursacht, sondern eben seine verspottete „Unique Physique“, in atemloser Intensität verkörpert. Raben sind eben auch ohne nachtigallige Zwitschertöne toll.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...