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Dämonisch

Daddy unterwegs in blutiger Mission

Preisfrage: Woran dachten Sie zuerst beim Lesen obigen Titels? Exorzismen, Teufelsweiber, Spukhäuser vielleicht? Tja, nichts davon erwartet Sie in DÄMONISCH. Dafür ein alleinerziehender Vater zweier halbwüchsiger Jungs, absolut unbescholten, grundsolide, hat seine kleine Familie liebevoll im Griff, führt ein Leben wie tausend andere Leute. Wenig aufregend also, das Ganze – bis in schicksalhafter Nacht Gott himself dem braven Manne erscheint und ihm flüstert, die Erde sei bevölkert von Dämonen in Menschengestalt, welche ohne Erbarmen ausgerottet werden müßten, wofür allein er in Frage käme.

Unser Normalo denkt sich, der Herr des Himmels sollte wissen, wovon er da spricht, mutiert flugs zum religiösen Fanatiker und zieht aus, die Welt vom Abschaum zu befreien – und zwar nicht durch irgendwelchen mysthischen Hokuspokus, sondern auf die bewährt brachiale Tour: mittels Axt. Fortan bringt Papi immer öfter vermeintlich als unauffällige Mitbürger getarnte Monster nach Hause, um sie dann dort in handliche Einzelteile zu zerlegen, wovon die Psyche des Nachwuchses logischerweise nicht ganz unbeeinflußt bleibt. Aber es soll noch viel schlimmer kommen, nähert sich doch der Tag, da er seinem älteren Sohn zwecks Unterstützung besagtes Beil in die Hand drückt ...

Diese Geschichte ist ja schon ziemlich krank, aber was Bill Paxton (Hauptdarsteller und Regiedebütant in Personalunion), unterstützt vom bemerkenswert intensiven Spiel der Kinder, aus dem superben Drehbuch macht, grenzt an blanken Terror. Die Exekutionen finden grundsätzlich außerhalb des Bildes statt, dafür inszeniert er virtuos Stimmungen, Charaktere, menschliche Abgründe. Spätestens, wenn er gegen Ende auch den letzten Trumpf ausspielt, klassisch definierte, trügerisch bekannte Gut-vs.-Böse-Schemata mit makaberem Genuß ad absurdum führt und damit die durchgängig beklemmende Atmosphäre zur verstörenden Finsternis steigert, rutscht man nicht mehr nur unbehaglich auf dem Kinosessel herum, sondern ist geneigt, sich ängstlich im Oberkörper seiner Begleitung (oder auch des ahnungslosen fremden Sitznachbarn) zu verkrallen. Sie wurden gewarnt!

Originaltitel: FRAILTY

USA 2001, 96 min
FSK 18
Verleih: Solo Film

Genre: Horror, Thriller

Darsteller: Bill Paxton, Matt O’Leary, Matthew McConaughey, Powers Boothe, Jeremy Sumpter

Regie: Bill Paxton

Kinostart: 12.12.02

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...