Originaltitel: LADY IN THE WATER

USA 2006, 110 min
Verleih: Warner

Genre: Drama

Darsteller: Paul Giamatti, Bryce Dallas Howard, Bob Balaban

Stab:
Regie: M. Night Shyamalan
Drehbuch: M. Night Shyamalan

Kinostart: 31.08.06

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Das Mädchen aus dem Wasser

Ein Märchen von der Selbstüberschätzung

Cleveland Heep ist Hausmeister im Mietshaus "The Cove" und hilft den Anwohnern mit all jenen kleinen Katastrophen des Alltags. Der Abfluß ist verstopft, ein pelziges Insekt belagert die Küche? Cleveland hilft. Die bittere Ironie des Schicksals will, daß seine Katastrophe nicht mehr zu beheben ist. Seine Familie wurde ausradiert, er blieb am Leben. Trauer und Zweifel zwangen ihn in die Apathie, er versteckt sich vor dem Leben. Eines Nachts fischt Cleveland eine junge Frau aus dem Pool des Wohnblocks, vielmehr ein Geschöpf, das einer jungen Frau ähnelt. Sie ist eine Nixe, ein Wasserwesen und benötigt Hilfe, um in ihre Welt zurückzukehren. Vor allem braucht sie aber Schutz vor einem bestialischen Verfolger. Einst halfen die Wasserwesen den Menschen mit Ratschlägen und blickten für sie in die Zukunft. Dann hörten die Menschen nicht mehr zu und verstrickten sich in Haß und Krieg. Ein letztes Mal wollen die Wasserwesen nun eingreifen und den Menschen die Zukunft voraussagen.

Man wächst mit seinen Herausforderungen, dachte sich Erfolgsregisseur M. Night Shyamalan und wollte eine Mythologie erschaffen, aus dem Nichts und ohne Vorbild. Dies gelang schon Menschen vor ihm - William Goldman und Rob Reiner mit dem zauberhaften Märchen DIE BRAUT DES PRINZEN oder David Twohy mit seinen monumentalen RIDDICK-Filmen. Sie füllten ganze Universen mit Leidenschaft, Ideen und Geheimnissen. Shyamalan aber setzt sein Vorhaben nicht mit Passion und Phantasie um, sondern als egozentrische Fleißaufgabe, erfindet einen ganzen Zoo voller Gestalten und komplizierte Prophezeiungen. Humor sucht man vergeblich - bis auf die durchaus amüsante Idee eines Cornflakes-Orakels. Wenige gelungene Momente, die zumeist dem hinreißenden Hauptdarsteller Paul Giamatti zu verdanken sind, ertrinken in bitterernstem Pathos, endlosen Erklärungen und Selbstüberschätzung.

Der Regisseur respektive Autor sieht sich nämlich als Retter des Geschichtenerzählens. Die Nixe in Not heißt Story (Sic!), und helfen können ihr nur die Außenseiter: Der stotternde Hausmeister und der visionäre indisch-stämmige Autor, dessen Buch die Welt verändern wird. Diese Rolle übernahm Herr Shyamalan gleich selbst und beweist, daß er zwar ein solider Mime ist, aber in seinem selbstverliebten Masterplan ganz klar jemanden vergessen hat: Das Publikum.

[ Roman Klink ]