Noch keine Bewertung

Das Märchen von der Prinzessin, die unbedingt in einem Märchen vorkommen wollte

... in einem Film, der ins Kino kommt und dort nichts verloren hat

… aber natürlich dennoch einen Platz darin findet. Denn im Land der Gebrüder Grimm ist der Glauben an Märchen ein ungebrochener. Weshalb man wohl auch diesen TV-Frosch auf die große Leinwand wirft, in der Hoffnung, daß er sich dort in einen schillernden Kinoprinzen verwandelt. Wunder gibt es immer wieder, und sei es das Wunder eines Publikums, das bereit ist, für eine Produktion, die im Kinderkanal-Filmabend bestens aufgehoben ist, auch eine Kinokarte zu kaufen.

Was dabei das „bestens aufgehoben“ angeht, so ist das gar nicht mal abwertend gemeint. Der Film erzählt nämlich eine ganz hübsche Geschichte. In der kommt die hochadelige Clara nicht so recht klar mit all der Etikette und den Anforderungen und Regeln, die so ein Leben als Königstochter einfordern. Womit sie ganz anders ist als die große Schwester Quendolin, die, ein wahres Püppchen von Prinzessin, nichts anderes im Kopf hat, als eine gute Partie für eine Heirat abzufassen. Und dieses Ziel mit einer Mischung aus Heimtücke und Anbiederung verfolgt. Worüber Clara nur den Kopf schütteln kann, ist die doch von emanzipierterem Zuschnitt. Den Eltern gefallen will sie dennoch. Weshalb sie gemeinsam mit Hofnarr Michel auf eine schlagende Idee kommt: Als Leitfaden für den Weg hin zur richtigen Prinzessin nutzt sie schlicht die Märchen der Gebrüder Grimm. Die Versuche, die Phantasiewelt in die Wirklichkeit zu transportieren, sorgen alsbald für einiges Chaos am Königshof.

Putzig und belanglos plätschert das, auch da ganz TV-Format, kompakte 75 Handlungsminuten dahin. Steffen Zacke verbreitet in seinem Film jenes Amüsement tschechischer TV-Kinderserien, wie sie in den frühen 80ern gemeinhin beliebt waren. Und über DAS MÄRCHEN ... wäre kein böses Wort zu verlieren, wenn dieses Märchen dort bleiben würde, wo es hingehört. In der Glotze eben. Warum es dennoch ins Kino kommt? Gewisse Absurditäten der deutschen Filmförderung? Ein Einfaltspinseleinfall, der mit diesem Streifen vom Erfolg einschlägiger Hollywood-Märchenauffrischungen jüngere Zeit zu profitieren hofft? Wie auch immer: Dieser Film im Kino ist ein Wunder, wie es nur im Land der Grimms möglich scheint.

D 2012, 75 min
FSK 0
Verleih: Summiteer

Genre: Kinderfilm, Märchen

Darsteller: Hannah Merki, Michael Kranz, Jasmin Barbara Meirhofer, Sky Du Mont

Regie: Steffen Zacke

Kinostart: 23.05.13

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.