• Meinungen

Dem Leben auf der Spur

Lendenfeuer und Tiefkühlkost

Ohne Vorwarnung werden direkt zu Beginn zwar Gefangene besucht, aber nicht gemacht, wenn Anna und Frank zum Knast fahren, wo Sohn Sean einsitzt. Anna geht allein rein, sagt wenig und alles: „I’ve Come To Say Goodbye, Seanie.“ Szenenwechsel, das Paar liegt im Bett. Neuer Szenenwechsel, Frank hält eine Urne in den Händen.

Da braucht’s keine Erklärungen, eine Lebensgemeinschaft ging unfair früh zu Ende. Franks Trauer bleibt trotzdem verborgen, der reichlich unbeholfene Typ weiß vermutlich kaum über die eigenen Emotionen Bescheid. Doch er ist entschlossen, Annas letzten Wunsch zu erfüllen: ihre Asche von Alabama nach Nordirland schaffen, an einem See verstreuen. Zusammen mit Sean, dem Entfremdeten. Entlang des Weges locken sehenswerte Abstecher, kleine Gefühlsspitzen flankieren große Wortgefechte oder duldsames Gedankengut: „Sometimes You’re The Pigeon, Sometimes You’re The Statue.“ Franks Grundeinstellung definiert das treffend.

Dann eine unerwartete Zäsur, fast hingeworfene Nebensätze enthüllen Seans Trauma ebenso wie Annas gut gehütetes Geheimnis, jetzt muß Frank sich – noch mehr – schmerzlichen Wahrheiten stellen, seine Ehe, jene sichere Bank, fängt plötzlich das Kippeln an. Und es scheint nötig, Liebe zu definieren als … ja, was? Sicherheit? Ein Abenteuer? Die Wahl zwischen beidem?

Anna hat für Frank vorsorglich Essen inklusive aufgeklebter Herzchenbotschaft eingefrostet, ihm heimelige Wärme fern leidenschaftlichen Ausflippens geschenkt und gleichzeitig eigenbestimmt entschieden, wer ihre Ewigkeit teilen soll. Welche finalen Sätze er darob findet, berührt tief.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...