D 2021, 87 min
FSK 0
Verleih: Constantin

Genre: Komödie

Darsteller: Iris Berben, Justus von Dohnányi, Florian David Fitz

Regie: Sönke Wortmann

Kinostart: 20.10.22

11 Bewertungen

Der Nachname

... ist das kleinere Übel

Auch in 2022 gilt: Unter jedem Dach ein Ach! Bei den Böttchers scheint dies besonders zu greifen, die Balken ächzen regelrecht, zumal unter den schattenspendenden Dächern des Familiensitzes auf Lanzarote mit seinem Patio, den Terrassen, der Außenküche und dem großzügigen Salon viel Platz für gleich mehrere Achs ist.

Und auch sein muß, denn das Ding mit dem Nachnamen ist eher der recht zahme Aufhänger dieser einmal mehr von Sönke Wortmann so wunderbar aus dem Ärmel geschüttelten Familienzusammenkunft, jetzt unter kanarischer Sonne. Wenn das „Geheimnis“ erst mal raus ist, welchen Nachnamen Dorothea, Mutter und Familienoberhaupt, nun nach der Eheschließung mit Adoptivsohn René trägt, dann ist endlich Raum für viel schwerwiegendere Heimlichkeiten, von denen nun wirklich jeder aus der in aller Zerrüttung so sympathischen Familie einige hat. Luftmachen kann die Bande sich eh bei jedem Anlaß; sei es das verlorengegangene Gepäck zur Anreise, wo behördliche Willkür gewittert wird (8,3 kg!), eine vermutete Machtergreifung inklusive erbschleichenden Besitzanspruchs macht die Runde, schielende Blicke auf den Arsch der Gärtnerin und Nachrichten von Sportlehrerkollegen sorgen für brustbebende Eifersüchteleien. Und wenn Ehefrauen sich nach langem Beziehungstrott nur noch als Zimmerpflanzen oder Haushälterinnen sehen, ist eh Bambule angesagt.

Ging es in DER VORNAME noch allein um die Unmöglichkeit der Nachwuchsbenennung mit „Adolf“, drehen die Böttchers & Co. dieses Mal vielschichtiger am Rad, sehr zur Freude des Publikums. Und sichtbar der Schauspieler. Die Rollen sind dabei gerechter verteilt, Charaktere tiefer ausgelotet, so daß eben Christoph Maria Herbsts Spießerpauker Stephan nicht nur ein Geizkragen und Klugscheißer bleiben mußte, und auch die wunderbare Caroline Peters erhielt wesentlich mehr Spielraum als einst mit ihrem mittlerweile legendären Hysterie-Solo. Dabei wäre es unfair, einzelne Darsteller herauszupicken, selten war Ensemblearbeit so großartig, so leichtfüßig und homogen trotz oder wegen der Unterschiedlichkeit der Typen.

Ansonsten bleibt es wie gehabt: Der pointierte Schlagabtausch, der giftig-gallige Wortwitz, das großartige In-Wunden-Bohren und eben Versöhnungsversuche mit Billo-Wein und Haschkeksen sorgen für die vielleicht schönste Komödie des Jahres.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.