D 2022, 106 min
FSK 12
Verleih: Tobis

Genre: Komödie

Darsteller: David Kross, Tom Schilling, Jürgen Vogel, Lavinia Wilson

Regie: Lutz Heineking Jr.

Kinostart: 16.03.23

3 Bewertungen

Der Pfau

Die Federn der Anderen

Besser kann es nicht losgehen: Teambuilding! Krieg’ ich schon die Seuche, wenn ich das nur höre, ist hier aber eine wunderbare Steilvorlage für einen wunderbar inkorrekten Film, der es unübersehbar mag, sich der sprachlichen Idiotien unserer Zeit anzunehmen. Er tut dies ohne Groll, ohne moralischen Fingerzeig, so ganz beiläufig und bleibt trotz seltsamer Figuren „nice“ eben. Er verneigt sich freundlich vor der hilflosen Beklopptheit ausufernden Genderns, der Handy-Sucht und dem Kratzbuckeln unter Kollegen. Hier eben Banker.

Willkommen im, kaum zu glauben, Kinodebüt des eher TV-Komik-erprobten Lutz Heineking Jr.! Eine Horde Investmentbanker findet sich auf einem Chalet in den schottischen Highlands zusammen, eine nervöse Chefin versucht zu retten, wo nichts zu retten ist, Stärken des Einzelnen sollen ausgelotet, die Gruppenfähigkeit bewiesen und mickrige Bilanzen vergessen werden. Schwieriges Unterfangen bei Finanzjongleuren, denen die Angst auf die Stirn, in den Nacken, ach, in jede Anzugfalte kriecht, wenn das Zauberwort „Compliance“ fällt. Wieder so ein neudoofer Begriff, früher hieß das ... ach, früher gab es das gar nicht, heute steht es für Überwachung und Kollegengängelei. Zu den Finanzmenschen gesellt sich noch eine unorthodoxe Köchin (wunderbar furchtlos: Annette Frier), einer aber verschwindet rasch – der Pfau der Schloßherren-Gastgeber. Dies soll Aufhänger für ein Whodunit sein, ist es aber nicht, weil eh klar ist, wer das Vieh erlegt hat.

DER PFAU hat somit oft etwas herrlich Blödes, weil die federlassenden Strampeleien der sich wenig grünen Kollegen ad absurdum geführt werden, Heineking Jr. kann Witz, so, wenn moralische Werte einer Bank ins Spiel gebracht werden, wenn ein toll aufspielender Tom Schilling sich im Eierkocher an einen von David Kross herrlich irritiert gezeichneten Schnösel heranschwult. Trotzdem: Heineking Jr. verlacht seine Helden zwischen eitlem Geck und unsicherer Marionette nie. Sicher, manch' Drohnen-Shot ist zu viel und manch’ Gag schlicht Vintage, egal, ich habe mich wie Bolle amüsiert, wenn sich Jürgen Vogel an einer Kauleiste abmüht, die es nicht in seiner Farbe und Größe gab, wunderbar zudem diese Verbeugung vor Slapstick und Ohnsorg-Theater. Und schießlich, wenn Tom Schilling am Klavier Gianna Naninis „Bello e impossibile“ intoniert, dann ist das komplett ohne Sinn, aber eine fabelhafte Idee.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.