D 2022, 87 min
FSK 12
Verleih: Filmwelt

Genre: Drama

Darsteller: Anna Maria Mühe, Michael Wittenborn, Therese Hämer

Regie: Karsten Dahlem

Kinostart: 15.06.23

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Die Geschichte einer Familie

Verbeulte Beziehungen

Michael Wittenborn ist ein Ensemblespieler, lang gedient, stets bewährt. Es geht ihm da wie Rainer Bock, der nur ungern aus einer Riege herausstechen mag. Hauptrollen sind selten. Aber wenn, dann! Was für Bock der großartige ATLAS von David Nawrath gewesen ist, in dem er einen melancholischen Möbelträger mit Vergangenheit spielte, ist Wittenborn in DIE GESCHICHTE EINER FAMILIE leider nur bedingt vergönnt.

Vergangenheiten spielen auch hier eine große, wenn nicht gar entscheidende Rolle. Wieder geht es zurück an den Ort von Kindheit und Jugend, wieder sorgte ein tragisches Ereignis dereinst für den Weggang von dort. Chrissi kehrt heim, doch ein Zuhause ist es nicht mehr. Makaber gar, wenn ein alter Freund ihr schon nach der ersten Begegnung entgegenschleudert: „Jetzt lauf doch nicht gleich wieder weg!“ Chrissi kann nicht mehr laufen. Die Stuntfrau hatte jüngst einen Unfall.

Vor Jahren gab es schon einmal ein tragisches Ereignis mit einem Auto, einem Polizeiwagen, und auch hier war Chrissi beteiligt. Damals ging es noch schlimmer aus, und Vater Werner war der Polizist. Aus einer unbedachten Ausfahrt wurde das Vortäuschen falscher Tatsachen. Was nie aufhörte, richtig weh zu tun, waren verbeulte Beziehungen, Reste von Familie und Freundeskreisen, die verstreut sind und nur im Kummer vereint. Geht es jetzt ums Kitten?

Für den als Drehbuchautor bekannt gewordenen Karsten Dahlem ist es sein Regiedebüt. Eine überambitionierte Bild- und Tonsprache verhindert, daß man den Figuren auf ihren Tiefengrund kommen könnte. Für Vater und Tochter ist es doppelt tragisch.

[ Andreas Körner ]