Originaltitel: THE SAVAGES

USA 2007, 114 min
Verleih: Fox

Genre: Tragikomödie

Darsteller: Laura Linney, Philip Seymour Hoffman, Philip Bosco, Peter Friedman, David Zayas

Stab:
Regie: Tamara Jenkins
Drehbuch: Tamara Jenkins

Kinostart: 24.04.08

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Die Geschwister Savage

Tragikomisches über Pflege- und Glücksfälle

Mit einer Exkremente beschmierten Wand fängt der ganze Ärger an für das Geschwisterpaar des Titels, Wendy und Jon Savage, gespielt vom Traumduo Laura Linney und Philip Seymour Hoffman. Ihr Vater Lenny ist verantwortlich für besagte Beschmutzung und weist damit deutlich darauf hin, daß er ein Pflegefall geworden ist. Seine Demenz wird bald darauf diagnostiziert. Jahrelang hat sich die Familie von Lennys Lebensgefährtin um den grummeligen Senioren gekümmert, doch nach dem Tod seiner besseren Hälfte müssen nun Wendy und Jon ran.

Beiden paßt die neue Verantwortung natürlich gar nicht, stecken sie doch gerade in einer komplizierten Phase, die man wohl gemeinhin als "Leben" bezeichnet. Wendy rotiert im hektischen Treiben des Big Apple, schlägt sich mit Teilzeitjobs durch, will eigentlich aber Dramatikerin sein. Daher rührt wohl auch die Affäre mit dem verheirateten Egoisten Larry, einem Theaterregisseur. Jon ist Hochschuldozent und arbeitet gerade an der Krönung seines schriftstellerischen Werks, einer Abhandlung über Bertolt Brecht. Hoffman verkörpert als Jon den Prototypen des neurotischen Intellektuellen, inklusive Bindungsängste und chaotische Wohnverhältnisse. Er nimmt die Sache mit dem unliebsamen Erzeuger - nach den Andeutungen der Geschwister einst Rabenvater - in die Hand und besorgt einen Platz in einem nahegelegenen Pflegeheim. Durch die unfreiwillige Familienzusammenführung kommt es zu einer Erschütterung der ohnehin wackeligen Lebenskonstrukte der Savages, was die tragikomischen Situationen zur Freude und Trauer des Zuschauers nur so purzeln läßt.

Regisseurin Tamara Jenkins versteht es, die dramatischen Umbrüche im Leben der Geschwister so feinfühlig zu erzählen, daß trotz absurder und schriller Momente die lebensnahe Grundstimmung ihrer Geschichte nie verloren geht. Sie verzichtet auf die großen Offenbarungen aus der Kindheit der Geschwister und umschifft so Melodramatisches genauso wie plumpe Comedy-Fallen. Ihre Bilder finden zudem stetig beides, das Magische und das Alptraumhafte, im Alltäglichen. Wenn man dann noch mit Linney und Hoffman als Hauptdarsteller aufwarten kann, bedarf es eigentlich keinerlei Bewerbung dieses Films mehr. Deshalb schnell das Urteil: In jedem Fall sehenswert.

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...