Originaltitel: VERONICA GUERIN

USA 2003, 96 min
Verleih: Buena Vista

Genre: Drama, Polit

Darsteller: Cate Blanchett, Gerard McSorley, Ciaran Hinds, Brenda Fricker, Barry Barnes

Regie: Joel Schumacher

Kinostart: 11.09.03

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Die Journalistin

Eine Kämpferin wird verklärt

Zum Verständnis vorweg: Die hier präsentierte Geschichte beruht auf wahren Ereignissen. Im Irland der 90er Jahre kämpfte Veronica Guerin couragiert gegen Heroinhandel, klärte auf, geriet stetig tiefer in finstere Kreise, focht immer erbitterter und ohne Rücksicht auf mögliche Risiken, um schließlich teuer dafür zu bezahlen.

Ungeachtet der hierzulande wahrscheinlich oft gestellten Frage "Veronica Wer?" war es sicher Zeit, dieser mutigen Frau ein Denkmal zu setzen. Nur: Wieso mußte man dafür ausgerechnet Joel Schumacher erwählen, also den Mann fürs Grobe, einen Regisseur, welcher psychologisch stimmige Figuren nicht einmal dann auf die Leinwand bringen könnte, wenn man sie ihm mittels Silbertablett serviert?! So nahm das Unheil seinen erwarteten Lauf, aller Tiefgang landete im Mülleimer der Amerikanisierung, und am Ende standen Szenen wie die folgende: Veronica wird ins Bein geschossen, ist daraufhin kurz etwas ängstlich, dann ganz schnell richtig sauer, was sich natürlich primär auch durch tougheres Outfit widerspiegelt – danke, Mr. Schumacher, für so viel Vertrauen in die Auffassungsgabe Ihres Publikums!

Ergo trägt Mrs. Guerin fortan Lederjacke plus Sonnenbrille statt schnieker Kleider und versucht, dealendes Gesindel mit der puren Kraft bösen Mienenspiels zu morden. Dabei bringt sie sogar wissentlich ihre Familie in Gefahr (das "Warum?" bleibt offen), zeigt sonst aber niemals negative Charakterzüge, womit sich sukzessive ein klares Bild sowie Problem ergibt: Glaubt man diesem Porträt, war Veronica Guerin Heilige, Heldin und Märtyrerin in Personalunion – bloß kein realer Mensch, weswegen die Identifikation für den Zuschauer fast unmöglich scheint.

Cate Blanchett macht zwar das Beste aus der stilisierten Figur, doch selbst ihre schauspielerischen Fähigkeiten verhindern nicht, daß Veronicas Schicksal letztlich kalt läßt, womit das grundsätzliche Anliegen als klassisch verfehlt angesehen werden darf. Produzent Jerry Bruckheimer kommt im Presseheft gleich selbst auf den Trichter: "The Story Of Veronica Guerin Isn’t A Small Story" – gut erkannt und edel gesprochen; nur merkt man es dem profillosen Film zu selten an.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...