D 2007, 102 min
Verleih: Constantin

Genre: Drama, Literaturverfilmung, Polit

Darsteller: Jürgen Vogel, Christiane Paul, Frederick Lau, Max Riemelt, Max Mauff, Jacob Matschenz

Regie: Dennis Gansel

Kinostart: 13.03.08

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Die Welle

Holzhammerartiges Pädagogenkino

Das war schon literarisch nix: Morton Rhues Novelle aus den 80ern war pure Holzhammerprosa, didaktisch bis zum Abwinken, alle Konflikte schön mit der Axt gezogen - ziemlich blöd also für ein Buch, das sich mit dem spannenden Thema "Wieviel Macht verträgt der Mensch?" auseinandersetzt. Und jetzt wissen wir zudem, daß aus einem miesen Buch nicht zwangsläufig ein besserer Film wird - das ist bereits das höflichere Fazit zu einem in der Tat ziemlich verhauenen Rohkrepierer. Dennis Gansel käut im Prinzip die Erzählung 1:1 wieder, ein bißchen aufgehübscht ins 21. Jahrhundert und nach Deutschland gepackt, diesem Land, daß sich so voller Schuld geradezu prädestiniert zeigt, um eine streberhaft inszenierte Geschichte über die Verführbarkeit durch Diktatur zu erzählen ...

Im Rahmen einer dieser heute üblichen Projektwochen erdenkt sich der unkonventionelle Pauker Rainer eine ganz schmissige Idee zum Thema Autokratie: Wir spielen jetzt Diktatur! Gerade weil die Schüler vorschnell meinten, so etwas wäre in einem derart gefestigten Land wie eben Deutschland nicht mehr möglich, da die Menschen informierter, wacher und kritischer geworden sind. Eben nicht, wie sich in diesem tageschronologisch erzähltem Experiment erweist: im Stundentakt entstehen Hierarchien, unterschiedliche Machtansprüche entladen sich in Feindlichkeiten, schon immer links gegen plötzlich rechts, hell gegen dunkel, groß gegen klein. Bis alles in einem Herrgott so erschreckenden Finale mündet ...

Die Lehrer dürften jubeln - der Jugendversteher Gansel hat den Film zum Geschichtsunterricht gedreht. Also, Beine hoch, die Herren und Damen Professoren, endlich Ferien! - denn der Gansel übernimmt jetzt das Ruder zur Prägung politischen, sozialen und ganz allgemein ethischen Bewußtseins. Im Ernst, das Problem ist eher, daß derart anbiederndes Schulkino eigentlich nur den gegenteiligen Effekt erzielen kann: eine noch unpolitische Jugend wird diesen braven Budenzauber auf hundert Meter schon enttarnen, sich abwenden, von einem Film ohne jedes Geheimnis. Zudem ist es Verrat an den Mitteln, weil Gansel so gar nicht filmisch erzählt, jede Folgeszene verströmt den Duft der Vorhersehbarkeit einer Lindenstraßenepisode.

Ähnlich hölzern agieren auch fast ausnahmslos die Schauspieler - einzig Frederick Lau, der hier den komplett verführten Schüler, quasi den Bad Guy, gibt, der überzeugt durch authentisches Spiel. Apropos Echtheit: Studienrat Gansel spielt natürlich auch damit, weswegen er gern mal so ganz raffiniert Grobkörniges zwischen mischt. Stark, was?

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.