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Ein ganz gewöhnlicher Dieb

OSCAR-Abräumer Kevin Spacey in einer rasanten Diebeskomödie

Seit Robin Hood und seine Mannen es den Reichen nahmen und den Armen gaben, ist klar: Auch Kriminelle besitzen Anstand und Ehrgefühl. Doch diesmal wird nicht in Sherwood Forest geräubert, sondern in Dublin.

Michael Lynch ist Sohn einer Arbeiterfamilie, fürsorglicher Vater und Ehemann, der beste Kumpel, den man sich vorstellen kann - und verzweifelt gejagter Meisterdieb. Eben saß er noch gemütlich am Frühstückstisch, dann ist er auf dem Weg zum nächsten Coup. Schlau wie er ist, entkommt er der Polizei immer um Haaresbreite und freut sich diebisch, wenn er die Gesetzeshüter mal wieder hat steinalt aussehen lassen. Sein Ruhm als schlitzohrigster und gewieftester aller Gangster bringt ihm den Jubel der Dubliner Mitbürger ein. Doch bald steigt ihm sein Erfolg zu Kopf und er verlegt sich mehr und mehr darauf, seine Raubzüge als intellektuelles Kräftemessen mit der Ordnungsmacht zu planen und die Bullen nach Strich und Faden zu verarschen.

Der in Dublin geborene Regisseur O’Sullivan macht seine Heimatstadt zur Kulisse für ein brillant und pointiert in Szene gesetztes Katz-und-Maus-Spiel und schafft mit dem undurchsichtigen Detectiv Quigley einen ebenbürtigen Gegenspieler, dem trotz aller Bemühungen letztendlich nur übrig bleibt, voller Respekt den Hut zu ziehen vor so viel Übermut und Genialität.

O’Sullivan konzipiert seinen Lower-Class-Helden als Mischung aus umwerfendem Charme und eiskalter Abgebrühtheit, segnet ihn mit erfrischender Energie und gleich zwei sexy Ehefrauen, die dem König der Einbrecher abwechselnd das Bett wärmen. Und für den Part des rotzfrechen Diebes ist Kevin Spacey wohl die Idealbesetzung.

Originaltitel: ORDINARY DECENT CRIMINAL

GB/D 1999, 93 min
Verleih: Zephir

Genre: Gangster, Komödie

Darsteller: Kevin Spacey, Linda Fiorentino, Peter Mullan

Stab:
Regie: Thaddeus O’Sullivan
Musik: Damon Albarn

Kinostart: 04.05.00

[ Sylvia Görke ]