Originaltitel: LE PLACARD

F 2001, 84 min
Verleih: Tobis

Genre: Komödie, Schwul-Lesbisch

Darsteller: Daniel Auteuil, Gérard Depardieu, Thierry Lhermitte, Michèle Laroque, Jean Rochefort, Michel Aumont

Regie: Francis Veber

Kinostart: 29.11.01

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Ein Mann sieht rosa

Witziges und sanft-bissiges Lachstück

Immer pünktlich, ewig verläßlich, selten fehlbar. Die Anzüge einen Tick zu unauffällig, das Benehmen zu korrekt, der Wagemut zu dürftig. François Pignon ist ein guter Mensch, aber eben auch Sinnbild für miefigen Durchschnitt, für enervierende Langeweile, für quälende Normalität. Das geht nicht nur seiner Frau und seinem Sohn, die ihn gerade verlassen haben, sondern auch seinem Chef gegen den Strich, weshalb dieser beschließt, Pignon aus seinem vitalen Unternehmen zu werfen. François erfährt auf Umwegen davon, lockert die blasse Krawatte und will vom Balkon springen.

Da betritt der rettende Nachbar die Szene. Der hält nicht nur den passenden Drink parat, sondern auch die zündende Idee zur Lösung aller Probleme. Pignon soll sich als schwul ausgeben, dem Chef ein Foto von eindeutiger Motivik zukommen lassen, und schon kann er nicht mehr fliegen: welche Firma will schon in den Ruch kommen, Minderheiten zu diskriminieren... Der Plan funktioniert erstaunlich gut. Sogar der hartgesottene und intolerante Kotzbrocken Felix kümmert sich fast zu liebevoll um den Randgruppen-Kollegen. Felix bangt plötzlich, auf Grund seines Proleten-Macho-Gehabes auch nicht mehr zum neuen Chef-Kurs zu passen. Die Anhänglichkeit wird selbst Pignon zu viel. Spätestens als Felix ihm ein Geschenk macht: ein Pullover. Rosa-weiche Kuschelwolle ...

Hätte man nicht gedacht, daß der Brachial-Komödienmacher Francis Veber nach den TOLPATSCH-Filmen zum wirklich witzigen und sanft-bissigen Lachstück findet. Mit diesem kurzweiligen und hochamüsanten Identitätsklamauk um einen "bewegten Mann" schickt Veber Schmalspurwitzereißer wie Sönke Wortmann mit einem tuffigen Wimpernschlag auf die Ersatzbank. Klischees werden dennoch nicht ausgespart, aber glücklicherweise frech neuinterpretiert. Mit einem bestens aufgelegten Star-ensemble dürfte diese filmische Scharfzunge nach BRIDGET JONES die erfrischendste Komödie des Jahres sein. Herrlich!

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.