Originaltitel: YÖ ARMAHTAA

Finnland 2020, 90 min
FSK 12
Verleih: Arsenal

Genre: Drama

Darsteller: Timo Torikka, Pertti Sveholm

Regie: Mika Kaurismäki

Kinostart: 27.01.22

2 Bewertungen

Eine Nacht in Helsinki

Ein Mann, ein Wort – drei Männer, eine Endlosdiskussion

Leere Straßen, selbst auf dem Bahnhof fast nur Obdachlose und Tauben, Nachbarn mit Abstand an die Tür gebrachte Lebensmittel – Corona halt. Abgesehen von einem (zufälligen?) Gag nennen die Figuren in Mika Kaurismäkis neuem Film die Pandemie aber nie beim Namen, der Regisseur legt im Interview Wert darauf, generelle Probleme zu verhandeln.

Da wäre also Heikki, dessen Bar vor der Schließung steht. Arzt Risto hat eine minderjährige Patientin verloren und benötigt trotz Lockdowns einen Drink. Später gesellt sich Juhani hinzu, möchte das Handy laden, um die niederkommende Tochter anzurufen. Doch die beiden anderen Männer sind mißtrauisch, könnte Juhani etwa ein gesuchter Mörder sein?

Diese theoretisch zentrale Spannungsfrage erweist sich de facto indes mehr oder weniger als Roter Hering, schnell abgehakt gibt sie den allgemeinen Kurs vor: laßt uns reden! Über Familiäres, Intimes, Politisches. Ethos, Verantwortung, Strafe. Ehe, Schicksal, Gerechtigkeit, Ängste und was sonst so durch die Köpfe schwirrt. Kein Darsteller wußte um die Hintergrundgeschichte seiner Kollegen, es galt zu improvisieren, auf das wechselseitig gesprochene Wort zu reagieren. Meist gab’s bloß einen Take, der allerdings gern Stunden lang. Weil Heikki es irgendwie nicht schafft, die Eingangstür abzusperren, poltern da und dort weitere Menschen herein, singen fürs Bier zum Steinerweichen, Ristos Gattin hingegen bleibt auf eine – Sie hatten es vermutlich bereits geahnt – Unterhaltung.

Viel Kino steckt, ungeachtet einigen Bemühens um dynamischen Schnitt, da nicht drin. Das Theater wäre daher letztlich eine bessere Anlaufstelle für jenen sich zunehmend ziehenden, praktisch emotionsfreien intellektuellen Diskurs gewesen.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...