Originaltitel: EST OUEST

F/Rußland 1999, 120 min
Verleih: UIP

Genre: Drama, Liebe

Darsteller: Sandrine Bonnaire, Oleg Menschikow, Cathérine Deneuve

Regie: Régis Wargnier

Kinostart: 29.06.00

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Est Ouest – Eine Liebe in Rußland

Episch, intim und großartig besetzt

1946 verspricht eine Propaganda-Aktion Stalins nach der Oktoberrevolution in den kapitalistischen Westen geflüchteten Russen Amnestie und herzliche Aufnahme in der alten Heimat. Der Arzt Alexej Golovine folgt dem Ruf gemeinsam mit seiner französischen Ehefrau Marie und dem Sohn Serjoscha. Doch sie und die mitgereisten Exil-Russen werden gleich bei ihrer Ankunft grausam enttäuscht. Auf sie warten Verfolgung, Folter und Lager. Alexej kann seine Familie nur vor dem Schlimmsten bewahren, indem er Kooperation und unbedingte Anpassung zusichert.

Schön, daß es sie noch gibt, diese Filme, die opulente, genießerische Bilder und die Intimität persönlicher Schicksale so gekonnt miteinander verbinden. Wo andere aufhören, hat Autor und Regisseur Régis Wargnier den Ausgangspunkt für seine Geschichte gesetzt, von dem aus er eine ungewöhnliche Liebes- und Leidensgeschichte entwickelt, eingebettet in einen bisher kaum beleuchteten Abschnitt der russischen Geschichte. Die gefürchtete epische Breite, zurecht oft mißtrauisch als blasse Ausrede für langatmiges und unreflektiertes Ausbreiten von Nebensächlichkeiten beäugt, beherrscht Wargnier wunderbar. Es gelingt ihm, Interesse und Spannung bis zum Ende zu halten.

Die Behörden verfrachten die drei Neuankömmlinge in eine Gemeinschaftswohnung in Kiew, die der an Freiheit und Unabhängigkeit gewöhnten Französin die Luft zum atmen nimmt. Sie will hier raus, zurück nach Frankreich. Doch ihr Mann scheint sich mehr und mehr mit allem abzufinden, stellt sich voll und ganz in den Dienst der Mächtigen und betrügt Marie schließlich mit einer spitzelnden Nachbarin. Erst Jahre später soll Marie erfahren, daß Alexej damit einen ungeheuren Plan verfolgt.

Wargnier kennt keine Angst vor großen Gefühlen und hat außergewöhnliche Schauspieler gefunden, die diese auch über die Leinwand transportieren können. Sandrine Bonnaire ist mit ihrer Darstellung der Marie Garant dafür, daß die Tragik der Geschehnisse niemals klebrig wird. Präzise modelliert sie ihre Figur und ergänzt sich ideal mit Spielpartner Menschikow.

[ Sylvia Görke ]