D 2000, 96 min
Verleih: Tobis

Genre: Liebe, Romantik

Darsteller: Ben Becker, Isabella Parkinson, Michael Gwisdek

Stab:
Regie: Edward Berger
Drehbuch: Edward Berger

Kinostart: 11.01.01

Noch keine Bewertung

Frau2 sucht HappyEnd

Überspannte Hauptstadt-Ballade

Mensch ist das alles traurig. Das graue, verregnete Berlin ist mal wieder Herberge für graue, verregnete Gemüter, nur daß es diesmal nicht um die Armen und Verrückten geht, sondern um besser verdienende Junggroßstädter.

Die zuckersüße Telefonistin Mai ist verliebt in Nick, den Freund ihrer Mitbewohnerin. Natürlich wird die Liebe nicht erwidert. Der Radiomoderator Gregor ist ebenfalls verliebt. Doch die Angebetete hat sich vor längerer Zeit von ihm getrennt. Und dann schlägt das Schicksal zu: Mai hat einen Unfall, den sie zum Glück unverletzt übersteht. Wie zur Feier ihrer Rettung ertönt aus dem Autoradio ein wunderschönes Lied, das Gregor gerade für einen seiner Stammzuhörer aufgelegt hat. Per Computer will Mai nun diese Platte auftreiben und beginnt, mit Gregor zu chatten - wie sich das für moderne Großstädter eben gehört.

Als Edward Berger diese Geschichte eingefallen ist, war er wohl vom Blues beseelt. Doch obwohl seine Hauptfiguren vor lauter enttäuschter Liebe und übergroßer Sehnsucht kaum noch aus den Augen schauen können, will sich wirkliche Anteilnahme nicht einstellen. Das liegt vor allem daran, daß Berger seiner Story ein paar allzu tränenselige Zutaten beigemischt hat. So ist Gregor nicht nur ein unverbesserlicher Trauerkloß, sondern auch noch befreundet mit einem kleinen, vernachlässigten Jungen, dessen Vater tot und dessen Mutter nie da ist. Mai kann nicht einmal weinen, da sie über zu wenig Tränenflüssigkeit verfügt.

Absolut mißlungen ist es, den Internetchat kinotauglich umzusetzen. Die Tastatur klappert wie in einem High-Tech-Thriller, und das Geschriebene läuft wie eine Untertitelung am unteren Bildrand mit. Dabei zeugen die urbanen Szenerien und Interieurs zwar durchaus von gutem Willen, nicht aber von Gespür für das rechte Maß. Gregors Radiostation gibt sich als verrottete Fabrikhalle mit morbidem Charme, aus jedem U-Bahnschacht schielt Melancholie, und eine verknitterte Plastiktüte weht den Passanten wehmütig um die Knöchel. Mensch ist das alles traurig.

[ Sylvia Görke ]