Originaltitel: GET ON UP

USA 2014, 139 min
FSK 12
Verleih: Universal

Genre: Biographie, Musik

Darsteller: Chadwick Boseman, Nelsan Ellis, Viola Davis, Octavia Spencer

Regie: Tate Taylor

Kinostart: 09.10.14

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Get On Up

Schwarz und heiß – und ein wenig geschönt

Er war der Godfather Of Soul, die „Sexmachine“ des Funk; ein Performer, wie es keinen zweiten gab. Und er war ein Großmaul, exzentrischer Egomane und einer, der alles mitnahm, was an Höhe- und Tiefpunkten im Popgeschäft mitzunehmen ist. Daß er in diesem zudem die Funktion eines Impulsgebers innehat, dessen Einfluß bis heute nicht zu unterschätzen ist, diktierte kürzlich noch einmal Mick Jagger, also einer, der es wissen muß, den Journalisten in die Feder: „Wir kopieren doch alle irgendwie James Brown“, meinte Jagger, der maßgeblich an der Produktion von GET ON UP beteiligt war. Damit einem Idol Referenz erweisend, ohne welches er niemals der geworden wäre, der er ist.

In die Schuhe schieben möchte man dabei dem Rolling-Stones-Frontmann allerdings nicht, daß GET ON UP eine der Kardinalsünden des biographischen Erzählens begeht: glattbügeln nämlich, was an Charakterklüften und häßlichen Seiten zu James Brown und seinem Leben gehörte. Dabei hebt Tate Taylors Film vielversprechend an, mit jener berühmt-berüchtigten Episode nämlich, in der ein außer Rand und Band geratener Mr. Brown mit einem Gewehr fuchtelnd von einer Gruppe Büroangestellter wissen will, wer verdammt noch mal in sein Klo gekackt hätte.

Klingt absurd? Ist es auch. Wirklich geschehen ist es außerdem. Eine Episode, die ein Licht wirft auf das Psychotische eines Mannes, auf den zum Zeitpunkt dieser Episode keiner mehr gewettet hätte. Wie gesagt, Höhen und Tiefen. Nur, daß letztere fortan dann doch, dem Versprechen dieses Anfangs zum Trotz, kosmetisch-homöopathisch verabreicht werden. Gilt für Drogenexzesse wie fürs Frauenverprügeln oder kaltschnäuzige Geschäftsgebaren.

Es geht dabei natürlich nicht – muß man es sagen? – darum, einen großen Künstler zu demontieren, aber um ein ehrliches Porträt, zu dem die dunklen Seiten schlicht maßgeblich dazugehören. Aber sei es drum – denn trotz dieses Mankos ist GET ON UP absolut sehenswert. Wegen Chadwick Bosemans erstklassiger James-Brown-Performance, wegen einer geschickt assoziativ springenden, anti-chronologischen Erzählstruktur, ob der die Stile in Kleidung und Habitus der unterschiedlichen Dekaden effektvoll aufeinanderknallen. Ganz funky, ungemein rhythmisch ist das. Und natürlich wegen dieser Musik, diesem Groove, extra heiß, schwarz und fett und immer noch so mitreißend, daß selbst die Stones daneben, tja, blaß eben aussehen.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.