Originaltitel: MANUALE D’AMORE

I 2005, 116 min
Verleih: Constantin

Genre: Liebe, Episodenfilm

Darsteller: Carlo Verdone, Luciana Littizzetto, Silvio Muccino, Sergio Rubini, Margherita Buy

Regie: Giovanni Veronesi

Kinostart: 16.03.06

Noch keine Bewertung

Handbuch der Liebe

Gewöhnungsbedürftig, aber wahr

Wer sich auf HANDBUCH DER LIEBE einläßt, sollte bedenken, daß es sich um einen Episodenfilm handelt, was die Akzeptanz einer arg konstruierten Geschichte zur Verzahnung ihrer Protagonisten erfordert. Allerdings gelingt das im vorliegenden Fall erstaunlich gut, da es nur wenige Berührungspunkte gibt.

Alles beginnt beim "Sich verlieben": Amors Pfeil trifft Tomasso völlig unerwartet, als er Giulia begegnet, welche aber nichts von ihm wissen will. Für das Publikum bedeutet das ebenfalls schwere Prüfungen, da dieses Segment ohne klare Richtung daherwabert, teils nervt und sich zu sehr auf vermeintlich interessantes Handwerk (wie Sprechen in die Kamera) verläßt. Wer all das toleriert, tritt in die zweite Beziehungsphase ein: "Sich auseinanderleben". Hier bilden Barbara und Marco den Mittelpunkt, seit langem verheiratet, routiniert im Umgang. Doch plötzlich möchte Barbara ausbrechen. Ist ihre Ehe noch zu retten? Wesentlich subtilerer Humor sowie manchmal fast bittere Dialoge gewähren einen rührenden Blick in die Seelen zweier Menschen, welche weder mit- noch ohne einander glücklich sein können.

"Betrogen werden" heißt dann die nächste Episode und birgt eine weitere qualitative Steigerung. Politesse Ornella liebt ihren Gatten, wird aber von ihm hintergangen und startet einen Privatkrieg: Nicht nur die Nebenbuhlerin, auch jeder Mann, der ihren Weg kreuzt, muß nun büßen. Hauptdarstellerin Luciana Littizzetto bringt hier quasi die Leinwand zum Leuchten und arbeitet sowohl Schmerz, Verbitterung als auch den Wunsch nach Rache überzeugend heraus. Am Ende steht eine Tragikomödie von Format.

Zuletzt bleibt "Verlassen werden" – nach neun Ehejahren trifft Goffredo dieses Schicksal. Thematisch bedingt ist das der emotionalste, in seinem Witz aber auch chaotischste Teil des Gesamtwerkes, ein schräg-herzblutiger Abschluß. Mit ihm beginnt außerdem alles von vorn, wird auf clevere Weise der Kreislauf vollendet.

Allerdings atmet HANDBUCH DER LIEBE die Hoffnung, daß man ihn durchbrechen kann und unser nun gerade am Beziehungsbeginn stehendes Pärchen nicht erneut bis zur bitteren Trennung jede gezeigte Phase durchmachen muß. Eine schöne Botschaft als Essenz eines insgesamt doch großen kleinen Films.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...