D 2016, 103 min
FSK 6
Verleih: Warner

Genre: Komödie

Darsteller: Wotan Wilke Möhring, Anke Engelke, Kostja Ullmann, Julia Koschitz

Regie: André Erkau

Kinostart: 27.04.17

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Happy Burnout

Ausgebrannt, kaum Spaß dabei

Wer je einen Burnout erlebte, ob selbst oder bei einer nahestehenden Person, weiß um das Provokations-Potential des obigen Titels, denn Stimmungshochs halten sich da in engen Grenzen. Gehen wir also von satirischer Anhauchung aus und lassen uns frohen Mutes in hoffentlich bitter-entlarvende Tiefen adäquaten Humors führen. Unser Reiseleiter heißt Fussel, ein Spätpunk, dem System selbstredend abgeneigt, Überlebenskünstler, Arbeitsscheuer. Und er kann Leute manipulieren, so die ihm verfallene Betreuerin beim Arbeitsamt.

Nun will der Film, daß wir diesen Fussel supergern mögen. Gegenfrage: wofür und warum? Weil wir uns dann, eingekuschelt ins warme Nest korrekt ausgerichteter Moral und geübter Nachsicht, gleich viel besser fühlen? Oder aus lauter Verständnis und Mitleid schier zerfließen, quasi hintenrum ähnlich positive Gefühlsbewegungen erhaschen? Oder liegt’s daran, daß Wotan Wilke Möhring wieder hart auf lässig macht?

Egal, wo die Gründe liegen, sie funktionieren bloß sehr bedingt. Wie übrigens alles andere auch. Aber vorerst zurück: Besagte hingerissene Dame vermag es nicht länger zu verhindern – Fussel muß schuften oder mit vorgeblichem Burnout in eine Klinik. Nach Wahl der zweiten Alternative geht’s direkt ab in die Fänge von Therapeutin Alexandra, eine Art teutonische Schwester Ratched, schreckliche Beherrscherin weiterer, echter Patienten. Logisch, den Laden muß man rundum frischzellenkurieren!

Da das Skript sich für sein Thema über das Vorführen gehandicapter Menschen hinaus allerdings keinen Deut interessiert, läuft dort ein Humangemisch aus allem rum, was Lieschen Müller schon mal gehört hat: durch Tinnitus in die Selbstverstümmelung gequälte Seele neben Autist neben Ausgebranntem neben Suizidgefährdetem. Angesichts solcher medizinischen Kompetenz verwundert es stark, daß jenes Sanatorium nicht zu Elektroschocks und Lobotomie als Mittel der Behandlung greift; zumindest bellen nachts die Wachhunde ...

Entsprechend empathiefrei der Humor, von ihren Schablonenrollen zum darstellerischen Ausfall verurteilte Mimen reißen den Karren ebenfalls kaum raus. Einziges Plus: Anke Engelkes Alexandra, die alleinig zumindest ansatzweise facettenreiche Figur. Als kaputtes Krönchen wird Emotion noch mit unangenehm schmieriger Dramatik verwechselt, fertig gähnt EINER FLOG ÜBER DAS KUCKUCKSNEST in der Lustspiel-Version für Arme.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...