D/CH 2011, 91 min
FSK 16
Verleih: Paramount

Genre: Horror, Science Fiction, Drama

Darsteller: Hannah Herzsprung, Lars Eidinger, Angela Winkler, Stipe Erceg

Stab:
Regie: Tim Fehlbaum
Drehbuch: Tim Fehlbaum

Kinostart: 22.09.11

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Hell

Regiedebüt als souveränes Endzeitkino

Genrewerke aus der Heimat – schon geht das Gestöhne los. Um es vorwegzunehmen: HELL ist trotz einiger Holprigkeiten ein ordentliches Debüt geworden, zudem ein Zeugnis einer gesunden Genreverliebtheit, wenn auch gerade die, nämlich die Zuneigung zum Horror, dem Film etwas an Atmosphäre raubt, obwohl Regienovize Tim Fehlbaum – so viel darf angenommen werden – genau diese erzielen wollte.

Horrormäßig läßt er seinen Film über eine Apokalypse dann auch beginnen, mit einer Flucht vor einer vagen Bedrohung, die eben dann so schließt, wie es Schlüsselszenen aus modernen Horrorfilmen immer tun – mit tonspurig durchkalkuliertem Schreckmoment. Aber Fehlbaum erzählt dann „reifer“: Zwei Schwestern und ein Freund sind unterwegs in einem alten Volvo, die Welt ist verwüstet, verbrannt, versengt – die Sonne brennt zu heiß. Jeder Tropfen Wasser ist schwer erkämpft, jedes Fleckchen Haut muß geschützt werden. Mit einer Zufallsbekanntschaft machen sie sich in Richtung Berge auf, wohin die Vögel fliegen, wo es auch Wasser geben soll. Die Rechnung geht nicht ganz auf ...

Fehlbaum hat ein Gespür für Knisterspannung, gerade in den Momenten, wenn alles zur Disposition scheint, keiner dem anderen vertrauen kann, jeder sich selbst der Nächste ist. Mit seinem Kameramann Markus Förderer gelingen ihm dazu passende Bilder vom toten Land in gleißendem Licht, wenn auch die Ausstatterin bisweilen übers Ziel hinausschießt, zum Beispiel bei den Sanitärräumen einer geplünderten Tankstelle. Das Klo an der Tanke ist sicher auch in guten Zeiten kein Ort der Heimeligkeit, wie es hier aber – quasi in naher deutscher Zukunft – gezeigt wird, so sehen Toiletten nicht einmal im schlimmsten südamerikanischen Drogenknast aus. Egal, die Stärken des Films liegen in jedem Fall in den Spannungsmomenten, davon hat der Film einige, etwa wenn die Schwestern aus den Fängen einer sehr merkwürdigen familiären Zweckgemeinschaft fliehen und zahlreiche Menschen von deren Speisekarte retten müssen.

Klar, man könnte frotzeln, daß HELL dem meisterlichen THE ROAD trotz der Dunkel-Hell-Umkehrung nicht viel hinzuzufügen hat, das aber wäre Unsinn, da Fehlbaum sich durchaus souverän auf dem Terrain des Endzeitfilms bewegt. Den Schauspielern kann man das leider kaum attestieren, was vielleicht auch daran liegt, daß – gerade in Anbetracht der doch sicherlich schwindenden Kräfte – noch immer zu viel und dabei reichlich Banales gequatscht wird. Dem hat nur die immergroße Angela Winkler etwas entgegenzusetzen. Wenn aus ihrem Mund und mit dem dazugehörenden Blick ein „Hau ab!“ zischt, dann sorgt das für Gänsehaut.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.