Originaltitel: IT COMES AT NIGHT

USA 2017, 91 min
FSK 16
Verleih: Universum

Genre: Psycho, Thriller, Horror

Darsteller: Joel Edgerton, Christopher Abbott, Carmen Ejogo, Riley Keough, Kelvin Harrison Jr.

Stab:
Regie: Trey Edward Shults
Drehbuch: Trey Edward Shults

Kinostart: 18.01.18

1 Bewertung

It Comes At Night

Grausam ist das familiäre (Über-)Leben

Prolog: Den Titel muß man erst mal näher untersuchen – nein, hier verschläft kein „Es“ den Tag, weil Licht einen monströs mißgestalteten Körper verbrennt oder höllische Sinne lähmt, und geht dann des nächtens auf brutalen Beutefang. Sorry, Ihr angefixten Creature-Feature-Fans, herzlich willkommen dafür den Freunden psychologischer filmischer Kriegsführung.

Hauptteil: Nun soll es das jedoch inhaltlich eigentlich auch fast gewesen sein; mehr denn je gilt es, sich möglichst ohne Vorwissen von fiesen Wendungen und bitteren Erkenntnissen überraschen zu lassen. Daher lediglich in aller Kürze die grundsätzliche Information, daß ein Virus gerade wieder die Welt verseucht, und sich eine zu Beginn vier-, wenige Minuten später dreiköpfige Familie fernab jeder Zivilisation im Wald verbunkert hat. Überleben heißt das große Ziel ...

Eben jener Anfang definiert die zu erwartende Marschroute: entgegengesetzt zum schwer unterhaltsamen Mitgröl-Zombiefest, zu sudeligen Splattereien bar aller Ernsthaftigkeit, der Party unter Horror-Freunden. Dieser Abschied vom vierten Mann haut rein, in visueller Unerbittlichkeit, emotionaler Härte, schon inhumaner Konsequenz. Ein Papa, Schwiegervater und Opa stellt bloß eine Bedrohung dar, schwärenbedecktes Fleisch unter einer Gasmaske, etwas notwendigerweise zu Entsorgendes.

Solch’ harscher Tonfall unterfüttert bewußt gegen den Strich gebürstete, entschleunigte Szenen, permanentes Halbdunkel, zunehmend überschattete Seelen, es geht um den menschlichen Geist und was Extremsituationen aus ihm formen. Da keucht Mißtrauen, wabert Moral, fließen Grenzen zwischen Verteidigung und nur vorgeschobener Gefahr, im Mord mündend, die stetige Steigerung kennt allein den Weg hinab, sehenden Auges Richtung verrohte Unmenschlichkeit. Da entweicht nichts, ausgenommen irgendwann der zuschauerseitig angehaltene Atem, vielleicht am knallharten Ende, dessen finales Schweigen einer Geschichte verzweifelten Kampfes und gnadenloser Auslöschung eine grauenhaft logische Pointe verleiht.

Epilog: Zu befürchten steht, daß nach THE VVITCH erneut ein Meisterwerk vom Publikum ungepriesen bleiben, gar ausgelacht werden könnte, falschen Erwartungshaltungen und allgemein von Torture-Porn-Blödsinn oder Tonspurhorrormüll vergifteten Genre-Sehgewohnheiten sei verfaulter Dank. Traurig zwar, aber umgekehrt gedacht ein Gütesiegel höchster Qualität.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...