Originaltitel: JACK ET LA MÉCANIQUE DU COEUR

F 2013, 93 min
FSK 6
Verleih: Universum

Genre: Computeranimation, Poesie, Literaturverfilmung

Regie: Mathias Malzieu, Stéphane Berla

Kinostart: 03.07.14

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Jack und das Kuckucksuhrherz

Ihre Vermählung geben bekannt: Tim und Salvador

Über Gebarme wegen gerade mal leicht angekühlter Wintertemperaturen könnte Jack vermutlich bloß müde grinsen, wenn er kein Baby wäre, kommt er doch während einer Nacht zur Welt, so eisig, daß Vögel eingefroren vom Himmel fallen. Hebamme Madeleine, eine dezent spinnerte Dame, wird ihm zur Ersatzmutter, weil Jacks echte Mama das Weite sucht, nachdem man bemerkt, daß der Junge ein Herz aus Eis hat. Madeleine tauscht es gegen eine Kuckucksuhr, deren Betrieb strengen Regeln unterliegt. Die wichtigste davon: Wenn Du überleben willst, darfst Du Dich nie verlieben! Das funktioniert recht ordentlich, bis Jack auf Acacia trifft, welche seine Brust fast zur Explosion bringt. Und dann verschwindet die Angebetete auch noch.

Die nun folgende Odyssee setzt weniger auf eine wirklich ausgefeilte Geschichte, sondern sieht vielmehr aus wie eine Liebesheirat von Tim Burton und Salvador Dalí unter den Fittichen Georges Méliès’, welcher passenderweise höchstselbst im Film auftaucht. Will heißen: Derart rauschhafte Bilder hat man lange nicht sichten dürfen. Sie geben dem Kino zurück, wofür es – unter anderem seitens Méliès’ – einst erfunden wurde, erheben es zum Spielplatz kaum faßbarer Phantasie, hier außerdem omnipräsent durchs Geschehen wehender Melancholie. Vereinzelte Komikfädchen verleugnen nämlich kaum, daß Jacks Reise aus traurigem Garn gesponnen ward; Einsamkeit, Tod, Verlust, Gedanken zum Außenseitertum sind allgegenwärtig, ein Grablied dient als Geburtstagsständchen. Überhaupt ertönen regelmäßig handlungsrelevante Gesänge, verweigern sich aller Schönheit und (wenigstens in der englischen Adaption) professionellen Darbietung trotzend indes gängigem Musical-Frohsinn. Zum Glück, möchte man schockierten Blickes auf zuckersüßes Mäusefabrik-Gequietsche meinen.

So spricht unser Jack zwar Jugendliche und noch nicht vollkommen magieresistente Erwachsene mit speziellem Zauber irgendwo tief im Inneren seltsam berührend an, dürfte aber – ungeachtet einer Altersfreigabe ab sechs Jahren – sowohl in seiner thematischen Orientierung als auch dem wohltuenden Verzicht auf kunterbunte Späßchen zumindest für kleinere Kinder zu viel des Guten sein. Es sei denn, frühphilosophisch erziehende Elternteile möchten ihren Nachwuchs gleich mal auf das vorbereiten, was selbigen später wahrscheinlich erwarten mag: „The Greater The Love, The Greater The Pain."

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...