D 2023, 94 min
FSK 6
Verleih: Weltkino

Genre: Abenteuer, Kinderfilm, Literaturverfilmung

Darsteller: Miran Selcuk, Lotte Engels, Leslie Malton, Joachim Foerster

Regie: Stefan Westerwelle

Kinostart: 17.08.23

1 Bewertung

Kannawoniwasein!

Leise Töne und laute Erwachsene

Langsam macht es keinen Spaß mehr, immer wieder über den deutschen Kinderfilm zu meckern. Aber leider überzeugen viele heimische Produktionen fürs junge Publikum nur bedingt. Gut, guckbar sind sie und durchaus als Zeitvertreib für anderthalb Stunden geeignet, aber eben auch nicht mehr als Durchschnittsware. Schwer vorstellbar, damit Heranwachsende fürs Kino zu begeistern. 

Denn serviert wird allzu oft eine Variation bekannter Menüs. In KANNAWONIWASEIN!, der Verfilmung der gleichnamigen Buchreihe von Martin Muser, sind es wieder einmal zwei durch die Umstände zusammengebrachte unterschiedliche Gefährten, die sich gemeinsam auf eine Reise machen: In der Bahn von Neustrelitz nach Berlin läßt sich der 10jährige Finn seinen Rucksack von einem ominösen Typen klauen, woraufhin die Schaffnerin den Jungen an zwei grenzdämliche Polizeibeamte übergibt, die daraufhin prompt einen Unfall bauen. Im anderen Unfallwagen sitzt die gewitzte Jola. Spontan türmen die beiden Youngster und machen sich auf in Richtung Ostsee, weil Jola noch nie das Meer gesehen hat. Ein alter Traktor wird gekapert, und die zwei Reisegefährten entdecken die große Freiheit jenseits erwachsener Gängeleien. Von ihren Erziehungsberechtigten sind die beiden ohnehin enttäuscht, fühlen sie sich von ihnen doch als reine Verschiebemasse behandelt, die einfach nur wegorganisiert werden muß. Finns Eltern sind mit ihrer Trennung beschäftigt, und Jola nimmt sich vorrangig als Last wahr.

Diese leisen und ernsten Zwischentöne haben es allerdings schwer, gegen den lauten Klamauk der völlig überzogen agierenden, wild grimassierenden erwachsenen Darsteller anzukommen. Es ist, als würden die meisten ein großes Schild mit der Aufschrift „Witzig!“ vor sich hertragen. Das hat man alles schon zu oft gesehen. Genauso wie die ostdeutsche Provinz, in der sich eine Skurrilität an die nächste reiht: vom Dorfpornoladen bis zur überkandidelten Imbißbude mitten im Nirgendwo. Im Hintergrund sind übrigens die Kegel der Mansfelder Bergbauhalden zu sehen. Die deutsche Filmförderlogik frißt eine plausible Filmgeographie.

Natürlich kommt am Ende am Ostseestrand alles wieder ins Reine. Nur das junge Publikum wurde mal wieder völlig unterschätzt. Kannawoniwasein!

[ Dörthe Gromes ]