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Karakter

OSCAR-Gewinner von 1998 - endlich auch bei uns im Kino

Anfang der 30er. Dreverhaven wird tot aufgefunden. Ein junger Mann, der Anwalt Jacob Katadreuffe, wird festgenommen...

Über 20 Jahre vorher: Der Gerichtsvollzieher und Bankier Dreverhaven ist das, was man gemeinhin als Schwein bezeichnet. Von den Ärmsten treibt er knallhart die Schulden ein und schröpft sie bis auf den letzten Gulden.

Er sieht sich selbst als moralisch rein, und Verschuldung definiert er als Charakterschwäche. Als seine Haushälterin schwanger von ihm wird und die Arbeit schlagartig niederlegt, sieht er als einzigen Ausweg aus seiner gesellschaftlichen Schuld die Ehe. Doch Joba Katadreuffe weigert sich, einen derart kaltherzigen Menschen zu heiraten.Über ein Jahr verfolgt Dreverhaven die junge Frau mit Heiratsangeboten und Geldgeschenken. Doch Joba lehnt alles ab. Sie ist nicht bereit, ihm gesellschaftliche Sühne zu ermöglichen. Von einem ihr verhaßten Menschen will sie nichts annehmen. Ihrem heranwachsenden Sohn Jacob Willem verschweigt sie, wer sein Vater ist. Doch Willem wundert sich nicht lange über den oft aus der Ferne grüßenden Fremden. Er findet bald heraus, wer der mächtige Mann ist. Dreverhaven hat Jobas Ablehnung jedoch nie verziehen und als Jacob versucht, beruflich Fuß zu fassen, bekommt er die Übermacht des Vaters zu spüren. Eine Katastrophe scheint unvermeidlich...

Das dicht und chronologisch erzählte Familiendrama gewann bereits 1998 den OSCAR als bester ausländischer Film und findet glücklicherweise doch noch den Weg in die hiesigen Filmtheater. Solch fesselndes und hochpsychologisches Erzählkino ist nicht oft zu sehen, zumal es Regisseur Mike van Diem gelingt, dieses kafkaeske Spannungsgeflecht aus jeder Perspektive glaubwürdig zu inszenieren.

KARAKTER ist aber auch durch die Kulissen ein Augenschmaus, verleiht doch die gut ins Bild gerückte Hamburger Speicherstadt dem Werk auch optische Authentizität.

[ David Waschek ]