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Kon-Tiki

Abenteuer Wissenschaft oder: Sechs Männer auf einem Floß

Polynesien wurde von Südamerika aus besiedelt. Behauptete Thor Heyerdahl und erntete aus der Welt der Wissenschaft für diese These vorrangig Hohn und Spott. Hirngespinst, sprachen die Koryphäen und waren mit ihrem Urteil dann doch etwas zu, nun ja, kopflastig. Denn das Hauptargument gegen Heyerdahl, daß einst die peruanischen Ureinwohner schichtweg nicht über die nautischen Möglichkeiten für eine Reise quer über den Pazifik verfügten, widerlegte Heyerdahl, der auch Zoologe, Geograph, Botaniker, Ethnologe, Anthropologe, vor allem immer auch der Abenteurer, der, wenn man so will, Mann der Tat war, eben anhand der Tat, der praktischen Beweisführung.

„Wenn Sie mir als 17jährigem gesagt hätten, ich würde auf einem Floß über das Meer segeln, hätte ich vollständig geleugnet, daß das in Frage kommt. Zu dieser Zeit war ich wasserscheu.“, ist eine hübsche Aussage Heyerdahls, der dann als 32jähriger zwar nicht mehr wasserscheu, aber immer noch Nichtschwimmer war und dennoch mit fünf Gefährten im Namen der Wissenschaft auf einem Floß von Peru aus den Pazifik gen Polynesien überquerte. 1947 war das – und die Expedition ist Legende. Und somit aus dem Stoff, aus dem sich Kinogeschichten besonders schön weben. Wie jetzt KON-TIKI zeigt.

Benannt nach dem Namen des Floßes, mit dem Heyerdahl und Kumpane das Wagnis einst angingen, wird Joachim Rønnings und Espen Sandbergs Film nach einem etwas pflichtschuldig abgearbeiteten Intro mit Kindheits- und Jugendrückblick, Liebesgeschichte und Expeditionsvorbereitung in dem Moment, in dem das Floß in See sticht, zu einem Abenteuerfilm klassischen Zuschnitts. Als würde der Film, gleich seines Helden, zu sich selbst finden in jenem Moment, in dem die Expedition, das Abenteuer, endlich losgeht.

Es ist der Moment, ab dem KON-TIKI bannt. Die Charakterskizzen der Expeditionsteilnehmer, von denen keiner wirklich in Gänze für dieses Unternehmen prädestiniert war, entfalten sich dabei umhüllt von farbsatten, mitunter berauschenden Bildern. Immer wieder, wie hypnotisiert davon, zeigen die die Winzigkeit dieses Floßes in der Unendlichkeit des Pazifiks. Der bietet selbstredend das ganze Programm: Stürme, Haie, Wale; alles illustriert das Epos des Wagnisses. Und die leise Wehmut und Nostalgie, die dabei in KON-TIKI spürbar sind, künden auch davon, daß derlei Abenteuer einer vergangenen Zeit angehören.

Originaltitel: KON-TIKI

Norwegen/DK/GB/D 2012, 108 min
FSK 12
Verleih: DCM

Genre: Abenteuer

Darsteller: Pal Sverre Valheim Hagen, Anders Baasmo Christiansen, Gustav Skarsgard

Regie: Joachim Ronning, Espen Sandberg

Kinostart: 21.03.13

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.