Originaltitel: LICORICE PIZZA

USA 2021, 134 min
FSK 12
Verleih: Universal

Genre: Erwachsenwerden, Liebe, Komödie

Darsteller: Alana Haim, Cooper Hoffman, Sean Penn, Tom Waits, Bradley Cooper

Regie: Paul Thomas Anderson

Kinostart: 27.01.22

4 Bewertungen

Licorice Pizza

Lecker, aber …

Paul Thomas Anderson kehrt zurück, gleich doppelt, zunächst auf den Kinoregiestuhl, darin dann ins San Fernando Valley, wo bereits BOOGIE NIGHTS und MAGNOLIA daheim waren. Dort lebt jetzt auch Gary (15), der eben seine (vermeintliche?) Zukünftige Alana trifft, schon 25 und widerborstig: „I’m Not Gonna See You Later!“ Sie kommt dennoch zum vereinbarten Treffpunkt, der Beginn einer wunderbaren Geschäftsbeziehung/Freundschaft/Liebe, man weiß es nicht immer ganz genau.

Und ist erstaunt, es kam bislang nun nicht wirklich häufig vor, daß ein Anderson-Film Gelächter provozierte, zumindest kaum so befreites. Hat den Mann mit Anfang 50 etwa eine verfrühte Form der Altersmilde befallen? Das sei dahingestellt, jedenfalls schrumpfte die Größe der verhandelten Themen auf lockere Fluffigkeit, die Erzählung ätzt sich nicht mehr durch Hirn und Herz, sie zieht es vor, beiden zu schmeicheln. Das alles im 70s-Look, eine Zeitungsannonce macht dazu auf DEEP THROAT aufmerksam, im Kino läuft später LEBEN UND STERBEN LASSEN, muß folglich 1972/73 sein.

Abgesehen von Ölkrise und Watergate schiebt sich kein Wölkchen vor die strahlende Sonne, unser schräges Pärchen ereilen Situationen, Wendungen, ungekannte Möglichkeiten, Gary landet mal im Knast, reift zum Geschäftsmann, parallel fühlt Alana politische Ambitionen. Anderson sitzt derweil schön gemütlich, malt schichtweise Lokalkolorit und feiert pure Nostalgie. Es gibt magische Momente und nervig verplauderte Augenblicke, ein amüsantes Vorbeitändeln Bradley Coopers ebenso wie Sean Penn, dessen Auftritt als egozentrisch-abstiegsgefährdeter Star tatsächlich exakt ein solcher ist. Hingegen füllt Philip Seymour Hoffmans Sohn Cooper die riesigen väterlichen Fußstapfen teils kongenial aus, während sich Alana Haims Charaktergesicht weiteren Rollen andient.

Klar fällt’s leicht, dafür hohe Sympathie zu spüren, eventuell gar brillante Züge zu erkennen – und trotzdem fehlt was, um nach dem gelungenen ersten Date echten Willen zum Wiedersehen (hier also Zweitsichtung) zu entwickeln. Vielleicht, weil diesen 134 Minuten ein roter Faden manchmal doch gut gestanden hätte. Das personelle Schaulaufen irgendwann Ermüdungserscheinungen provoziert, ungeachtet jeder Zuneigung, die Anderson seinem Ensemble sehr offensichtlich entgegenbringt. Oder retrophile Luftschlösser zur Verpuffung neigen.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...