D 2023, 127 min
FSK 12
Verleih: Constantin

Genre: Komödie

Darsteller: Til Schweiger, Tina Ruland, Michael Kessler, Luna Schweiger, Tim Oliver Schultz

Regie: Til Schweiger

Kinostart: 30.03.23

2 Bewertungen

Manta Manta – Zwoter Teil

... zeigt dem Original die Rücklichter

Neulich zum ersten Mal MANTA MANTA gesehen und entsetzt gewesen: Genügte damals wirklich derart dürftiges Talent (hallo, Tina Ruland!)? Wurde eine Zwei-Minuten-Handlung tatsächlich auf anderthalb Stunden gedehnt? Und warum tat Kameramann Roland Willaert eigentlich so, als erfände er just die bedeutungsschwangere Charakternahaufnahme? Kurzum, die Zeichen für vorliegende Fortsetzung standen auf Sturm. Der überraschend ausblieb.

Auch, weil Frau Ruland die Dekaden umspannende Pause zum Lernen nutzte, sie entstieg dem Einheitsblicktal und verleiht ihrer Jetzt-nicht-mehr-ausschließlich-Klischee-Uschi Facetten. Rollenbedingt zwar wenige, aber wer wollte da kleinlich sein?! Und dann dieser epische Moment, welcher sie aus dem schrecklich häßlichen Ur-Manta steigen und in Zeitlupe ihr Haar schütteln läßt … Bis dato dauert’s allerdings noch eine rechte Zeit, fangen wir vorn an, mit „Wind Of Change“, der größten musikalischen 1990er-Pest. Schon folgt der nächste akustische Schock, man wundert sich direkt, daß Til Schweiger einst vergleichsweise verständlich sprach. Aufs Extremnuscheln eingrooven tut ergo not, ehe es inhaltlich vorangeht: Bertie betreibt nun eine Gebrauchtwagenwerkstatt und schlittert am Rande des finanziellen Ruins; Hoffnung bietet ein Nostalgie-Rennen, dessen Siegprämie einiges risse. Derweil hat Ex-Gattin Uschi eine Kette aufgezogen („Uschi’s Salon“ – der Deppenapostroph macht’s authentisch), einen reichen Typen geangelt und Sohn Daniel viel zu lange Leine gelassen, weshalb er eine Influencerkarriere plant. Bertie soll den komplett entfremdeten Sproß wieder zurechtstutzen, obwohl er genannte Sorgen plus die amourösen Fehlgriffe seiner Tochter am Hacken hat. Und Klausi.

Das Ganze füllt lockere 127 Minuten, wobei Regisseur Schweiger nach eigener trauriger Aussage gezwungen war, „leider so unheimlich viel rausschneiden“ zu müssen. Darunter Evelyn Burdecki, Fans schauen im Abspann genauer hin. Für diverse andere Gastauftritte reichte es trotzdem, neben Lukas Podolski strahlt echt jeder Provinzdarsteller wie ein Shakespearemime. Geschickter Schachzug, ebenso – ungeachtet erwähnten Scorpions-Debakels – die Songauswahl: Klar werden „Freed From Desire“ oder „Inside Out“ durch Kinosound nicht per se zu besseren Stücken, doch das plötzlich aufploppende Erinnerungspotpourri …

Ansonsten inszeniert Schweiger erwartungsgemäß hauptsächlich sich selbst, im Rahmen einer steten cineastischen Achterbahnfahrt zwischen lichten Höhen und finsteren Abgründen. Sein 30-Jahre-später-Schlitten gibt immer mächtig Gas, wenn er sich spaßbremsender Political Correctness verweigert, den Humor einfach richtig tieferlegt und losbraust. Er tuckert angenehm beschaulich dahin während drollig ungelenker Emotionsattacken, innerfamiliäre Liebesschwüre und eine transidente „Bombe“ inklusive. Der Kolbenfresser schlägt indes bei Fäkalgags und billigen Kalendersprüchen zu, hier hätte die Schere nur zu gern ihre Dienste verrichten dürfen. Vielleicht steht ja irgendwann eine – altersklug weitgehend von Eitelkeiten unbeeinflußte und daher deutlich verkürzte – Schnittfassung in den Startlöchern?!

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...